Déjà vu

“Nein, Sie reisen besser nicht, in den nächsten Tagen sollten Sie das Bett hüten”

Na, toll.
Ich sitze auf gepackten Koffern und hab Ohrenschmerzen und eine dicke Erkältung. Die Grippewelle hat mir ein Abschiedsgeschenk hiergelassen. Wie nett.
Eigentlich wollte ich doch abends nach Mexico fliegen. Zugegeben, der Arbeit wegen. Aber ich hatte mich doch so gefreut. Nun, da mir mein Doc aber eine beträchtliche Chance präsentiert, eine Mittelohrentzündung zu gewinnen, lasse ich das lieber.

Wir erinnern uns an meinen Besuch in der italienischen Apotheke vor ziemlich genau 2 Jahren…

Was auf die Ohren

Und nun?
Bin nun – eine Woche später in Mexico am Zielort angekommen. All meine Sachen sind bei mir. Und das, Ihr Lieben, war mal wieder gar nicht so einfach ….

Mit den liebsten Grüssen aus dem schönen Mexico

Eure Filia Leonis

 

 

 

 

 

In einem Café in Stockholm

In einem kleinen Café in Stockholm beschließen wir unseren Skandinavien-Teil.
Hinter uns die gepackten Rucksäcke, vor uns leckere Zimtschnecken mit Tee oder Kaffee. An der Theke hängt ein kleines Schild – wenn man hier einen Kaffee kauft, kann man einen zweiten kaufen. Kann man doch überall, werdet Ihr sagen. aber hier, da bekommt diesen zweiten Kaffee jemand anderer. Jemand, der z.B. hier hineinkommt, und um einen bittet.
Vielleicht bin ich zuhause nicht so aufmerksam, aber bei uns habe ich sowas noch nicht gesehen.
Übrigens, besagter “jemand” war eben hier und hat um ein Brötchen gebeten. Das hat er bekommen.

Das ist ein schönes Gefühl, wenn man was für die tun kann, die nicht auf der Sonnenseite spazieren.
Gleichwohl zwingt es einen, sich genau damit auseinanderzusetzen. Denn nun sitzt die Armut am Nebentisch und trinkt einen Kaffee, oder isst auf der Parkbank draussen ein geschenktes Brot.

Intensiv ist sowas. Und wir reden ja von Westeuropa, nicht von sogeannten “armen” Ländern. Die Frage ist ja, warum machen wir das denn – warum helfen wir lieber “aus der Ferne” als unmittel bar? Befürchten wir Ansteckung? Oder verschließen wir die Augen?

Gestern war das Eröffnungsspiel der WM in Brasilien und ich musste an die Demos denken, in die ich geraten war.
Draußen, ausserhalb des heimischen Herds und des vertrauten Schreibtisches, draußen hat man mehr Zeit und Aufmerksamkeit für diese Dinge.
Vielleicht gibt es deshalb so viele Menschen, die sich in ihrer Arbeit und ihrem Erfolg so sehr vergraben, daß sie nur noch ihre eigenen Berge Arbeit sehen.

Wir begeben uns jetzt in den Nachtzug in die Schweiz. Deutschland lassen wir mal aus. Kennen wir ja schon.

Oder?

Eure Filia Leonis.

Norwegen, jwd

jwd, das heißt
“Janz weit draussen”.
Hierzu folgt in Kürze ein Beitrag. Hab meine Sicherungskopie des Textes verschlampt…

🙂

Der Zauber einer Seereise

Ich hatte ja schon angekündigt, daß wir mit der Fähre von Dänemark nach Bergen in Norwegen fahren. Mittlerweile sind wir längst in Norwegen angekommen (siehe Bierpreismauerupdate) – aber der Bericht fehlt noch.

Ich sage nur eins: Die Mühe hat sich am Ende gelohnt.
Die Bahnfahrt zum Fährableger war superschön lauschig. Immer weiter ans Ende Dänemarks. Bis wir dann irgendwann angekommen sind. Am Bahnhof gibt es zwei Schilder. Eins mit einem Schiff drauf, Pfeil nach rechts. Und eines mit “City” mit einem Pfeil nach links.
Logischerweise gehen wir nach rechts. Wir wollen ja Schiff fahren.
Das sollte also passen (…ein Schelm, wer nun böses denkt…).
Eine schöne überdachte BLAUE Brücke führt uns genau zum Check-In, wo wir einer Dame im BLAUEN Hemdchen unsere Bestätigung der Fährlinie mit einem ROTEN Logo zeigen.
Ziemlich mürrisch weist sie uns darauf hin, daß wir bei der roten Fährgesellschaft einchecken sollen. Logisch. Leuchtet uns ein. Wo denn das sei, fragen wir freundlich. “Andere Seite, da drüben – Gehzeit 30 Minuten” antwortet sie brüsk.
Die nächsten 15 Minuten spekulieren wir über ihre schlechte Laune und sehen ein rotes Schiff in Greifnähe. Wieder ein Schild mit einem Pfeil. Rechtsrum. Eindeutig zur ROTEN Fährgesellschaft. Mist. Wir laufen tatsächlich 35 Minuten lang um sämtliche wartenden Fahrzeuge herum, bis hin zum Eincheck-Terminal, das grau am Ende des Kais schimmert.
Ziemlich fertig kommen wir dort an – mit 15 Kilo auf dem Rücken + Handgepäck ist es halt doch anstrengend – auch mit guter Gesellschaft.

Direkt vor dem Terminal steht ein gelber, klappriger Bus.
Vornedrin ein Schild: “CITY- ROTER FÄHR-CHECK-IN”.
In diesem Moment möchten wir am liebsten um einen Eimer bitten. Ein klitzekleiner Hinweis beim Ausstieg aus dem Zug hätte uns insgesamt 40 Minuten Fußmarsch eingespart. Egal. Schließlich sind wir auf Reisen und checken schließlich ein.
 Wenig später stehen wir an der Rezeption im Schiff, weil die Dame am Check-in irgendwas von “überbucht” gesagt hat. Ernst genommen haben wir das nicht wirklich. Aber tatsächlich haben wir keinen Schlafplatz und werden – wie das in solchen Fällen üblich ist – erstmal mit einem fürstlichen Abendessen im “Commanders Buffet” ruhiggestellt. Bier und Wein frei, sowie Fisch und Büffet aller Art. Feine Sache. Hätten wir das bestellt, hätten wir 45 Euro pro Person gezahlt. Also halten wir schön die Füße still. Vielleicht bekommen wir ja noch ein besseres Zimmer.

Das “bessere Zimmer” beziehen wir um 23 Uhr. Direkt über den Boxen der Schiffseigenen Disko mit Life-Musik. Schlafen unmöglich.
Wir schlendern runter und plaudern mit der Rezeptionistin. “Ach, normal so bis 3-4 Uhr, je nachdem” – flötet sie. Wir lächeln. Etwas halbherzig.
Um Mitternacht gehen wir schlafen.
0:10 – Doktorlores grummelt
0:20 – Doktorlores mault rum
0:22 – Doktorlores zieht sich an
0:25 – Doktorlores läuft auf dem einen Quadratmeter hin- und her
0:30 – “Ich bin gleich wieder da”
0:45 – Doktorlores kommt zurück. In seiner Hand zwei neue Zimmerkarten. “Wir müssen nochmal packen” sagt er. “Wir haben ein anderes Zimmer bekommen”.

0:48 – Wir glotzen ungläubig in die neue Kabine.
Wir haben ein etwas – äh – geräumigeres Zimmer bekommen mit einem “klitzekleinen” Fenster mit Meerblick.
Schlafen ist nicht, der Meerblick in die nicht dunkel werdende Nacht und die superglatte Nordsee hält uns gefangen. Statt der Musik hören wir das sanfte Brummeln des Schiffsmotors und ein bisschen das vorbeirauschende Wasser.

Vielleicht will ich nicht genau wissen, welche Argumente Doktorlores da vorgebracht hat – es ist mir auch egal 🙂
Völlig übernächtigt aber glücklich kommen wir am nächsten Mittag in Bergen an. Geschlafen haben wir dann halt wann anders.

Die Bierpreismauer.

Zwischen Flensburg und Dänemark, da steht sie. Die Bierpreismauer. Bedrohlich sorgt sie dafür, daß Doktorlores ein gutes Pils aus dem heimischen Kühlschrank bis nach Ribe nicht anrührt. Doch jetzt, seit x Tagen jenseits der Bierpreismauer stellen wir fest, daß es auch ohne Bier und Wein ganz gut geht.

Trotzdem, ein Schock ist das schon. So ein lumpiges Leichtbierchen für 8 Euro … ist eine interessante Erfahrung und wir wissen zu schätzen, wie schön es daheim ist 🙂 Was es auch nicht gibt: Käse und Milch mit normalem Fettgehalt. Alles ist light. Bah. Das hab ich mir vor JAH-REN abgewöhnt.
Den Grund dafür erfahren wir nicht so wirklich. Es gab da mal ne Fettsteuer, die wurde aber nach einem Jahr schon wieder abgeschafft.

In unserem nächsten Bericht werden wir ein bisschen was über die Überfahrt mit der Fähre erzählen. Wir sind noch am Verdauen all dieser Eindrücke 😉

F.L. und Doktorlores

Die zweitschönste Stadt Dänemarks

Ich hatte mir da letztes Jahr mal ein Buch gekauft, in dem sich jemand die Mühe gemacht hat, gute Interrail-Orte und Spartipps zusammenzutragen. Unter anderem hat er etwas über die dänische Stadt HOBRO geschrieben. Im Streit um die schönste Stadt Dänemarks liegen soll sie. Die Jugendherberge direkt an der Fußgängerzone. Ein guter Grund für uns, dieses lauschige Örtchen als nächstes anzusteuern.
Da wir gerade aus Ribe kommen, eine wirklich sehr hübsche, dänische Kleinstadt mit supernetten Cafés und bezahlbarem Essen, haben wir nichts dagegen, nicht in eine größere Stadt in der Nähe zu fahren.
In Ribe hatten wir schon so schöne Erlebnisse. Die dänische Königin war da, die Sicherheitsmaßnahmen hielten sich zu unserem Erstaunen echt im Rahmen. Neben der Kirche hatte ein kleines Geschäft eine lange Teetafel aufgebaut, mit Blümchen und hübschen verschörkelten und geblümten Teetässchen und einer Schiefertafel, auf der die Königin und auch alle anderen zu Tee und Schokolade eingeladen wurde. Einfach so.
Hinsetzen, sich willkommen fühlen, Wattenmeer-Rooibos Tee trinken und Schokolade probieren. Wir sitzen zwischen den Einheimischen – einfach so – und gehen nach drei Tassen Tee einfach weiterschlendern. Nur wenige reden deutsch oder englisch, aber das macht gar nichts. Es gibt eine Ebene, da ist die Sprache egal.

So darf es in Hobro auch werden.

Unterdessen bin ich der Meinung, daß Herr Klein, der Autor dieses wunderbaren Buches , ein paar Texte eingefügt hat, um zu prüfen, ob das Buch denn gelesen würde.
Dort angekommen stellen wir fest, daß die Jugendherberge 15 Busminuten entfernt von der Fußgängerzone ist. In der Fußgängerzone, zumindest im oberen Teil, finden wir eine beträchtliche Anzahl leerer Geschäfte und auch die anwesenden Menschenmassen halten sich in Grenzen. Ja, es gibt wohl eine Ritterburg und eins-zwei schöne alte Häuser, aber das blühende Leben schaut anders aus.
Hier arbeitet übrigens auch dieser Busfahrer…

Auch in der Jugendherberge ist es, als hätte hier noch vor einiger Zeit “Leben” stattgefunden, aber jemand hat dieses Lebenslicht gestern erst ausgepustet.
Es ist zwar alles da, aber keine Menschen, die so ein Hostel doch erst lebendig machen.
Und das in der zweitschönsten Stadt Dänemarks?
Am nächsten Morgen stürmt eine Gruppe von Rentnern grußlos an uns zwei frühstückenden Backpackern vorbei, um die dort stehende Kaffeekasse fleissig und lustig plaudernd mit 5 Kronenstücken zu befüllen. Nach ca. 30 Minuten ist der “Spuk” vorbei und es ist wieder so ruhig wie vorher.
Nach einer Runde Tischtennis beschließen wir, in der nächstgrößeren Stadt auszusteigen.

Vielleicht ist das dann ja die zweitschönste Stadt Dänemarks 🙂
Eure Filia Leonis

W-Lan Zirkus

Man hat es echt nicht leicht als Reisender. Als ich letztes Jahr unterwegs war, da gab es überall W-lan. Jeder dachte, ich werde nicht erreichbar sein, man wird nichts von mir hören usw…

Aber hier in Dänemark da ist das andersrum als ich es kenne: Im lokalen “Bähnle” von Kaff zu Kaff gibt’s freies W-Lan. Ich merke es, weil ich plötzlich einen Hinweis vom “Quizduell” bekomme. Natürlich am Ende der Fahrt.
Aber im guten, skandinavischen Hostels, da funkt das W-Lan schwach um die Ecke und die eine oder andere Threema Nachricht kann sich gerade noch so durchquetschen.
Wir haben also dänisches Reise-Internet gekauft. Also nicht ich, sondern Doktorlores. Ich mache sowas nicht. Ich mache lieber direkt “Roaming” und erschrecke dann, wenn die 50 Euro – Marke erreicht ist. Wenn man beispielsweise nach Wanderwegen in Norwegen schaut (Kartenmaterial) – nach 5 Minuten.

Aber jetzt, da sind wir in einem dänischen Hostel, das statt einer besetzten Rezeption ein toll funktionierendes W-Lan hat. Darum auch schnell mal ein Blog Eintrag.

Und Ihr wisst ja, Busfahren ist immer lustiger als Zugfahren. Zugfahren ist leicht. Da sind Schienen und man weiss, wo der Zug hält (weil es einer aufgeschrieben hat und man es somit überall nachlesen kann).
Wer aber im dänischen Bus nach einer Straße fragt, die eventuell in der Nähe einer der Bushaltestellen liegt (wir dachten, sie sei groß-  und der Busfahrer kundig genug, diese spezielle Frage innerhalb seiner Busfahrertätigkeit beantworten zu können – aber wir stellen fest, daß das Ablesen der Buchstaben wie wir es kennen, null Erfolg bringt. Wir suchen die “Skandicsvej” oder so ähnlich. Steht schließlich auf dem Busfahrplan. Also fragen wir nach der “Skandiksveij” aber ernten einen TOTAL verständnislosen Gesichtsausdruck. Ein Passant hilft aus: “Skandiksvej” sagt er. – darauf der Busfahrer – “AAHH Skandiksvej” und knöpft uns 20 Kronen ab.

Zum Glück habe ich jetzt jemanden dabei, mit dem ich den verwirrten Gesichtsausdruck teilen kann 🙂
An der besagten Bushaltestelle schmeisst uns der Busfahrer nicht etwa raus, nein – er lässt uns irgendwo etwas später raus, garniert mit einem Nord-Dänischen Wortschwall.

Als wir verschwitzt im Hostel angekommen sind (linksrum, den Weg zurück, den er zu lange mit uns gefahren ist), können wir den Satz rückblickend rekonstruieren. Er meinte wohl “Das hier ist zwar nicht, wo Ihr aussteigen wollt, aber wenn Ihr hier lang geht, kommt Ihr (rechtsherum) schneller zum Hostel.”
Reverse Sprachengineering.

Ich fürchte, kein Norwegisch zu kennen hilft uns noch weniger weiter als kein Dänisch zu können.
Dies werden wir in Bergen erfahren. Da fahren wir morgen mit der Fähre hin.

Wenn wir W-Lan haben, erzähle ich vielleicht noch was.

 

“immer noch nicht genug?”

Nein.

🙂 Ich habe immer noch nicht genug von Schienen, Loks und langsam oder schnell vorbeiziehender Landschaft.
Aber diesmal, da werde ich eine Reisebegleitung mitnehmen. Die wahrscheinlich beste Reisebegleitung für kurze oder auch lange Reisen.
Wir werden sehen, ob sich diese Prognose als wahr herausstellt. 😉

Der Vorsatz ist zumindest da, Euch auf dem Laufenden zu halten, auch wenn es nur um ein paar Wochen geht. Nur so viel: Bis an den Polarkreis werden wir es wohl doch nicht schaffen – wir haben aufgrund hohen Touri-Aufkommens die Idee, zum Nordkapp zu fahren im Vorfeld verworfen.

Nun denn, der Rucksack ist gepackt. Auf in Runde II.

Eure Filia Leonis

Um die Ecke gereist

Ich hatte zu Beginn meiner Reise ja die total verrückte Idee, mich ein wenig in den Alpen herumzudrücken. Die Berge haben’s mir schon immer angetan, ich vergesse es nur leider immer wieder. Oder anders gesagt, mein Schweinehund sorgt immer wieder dafür, daß ich es vergesse. Futter gibt es für ihn genug:
“Nach Süden runter ist eh’ Stau”
oder
“Es regnet wahrscheinlich sowieso”
oder
“Ich bin doch gar nicht fit genug für eine Bergwanderung”
Unschlagbar allerdings ist:
“Ich habe nichts zum Anziehen”
Mein Schweinehund sitzt jetzt mit einem blauen Auge in der Ecke und schweigt (daran ist das bescheuerte, letzte Argument schuld), und ich sitze wiedermal mit weit aufgerissenen (auch blauen) Augen auf dem Berggipfel und schaue auf der einen Seite auf viele, viele Zeilen weiterer Gipfel, die nicht enden wollen. Auf der anderen Seite, der deutschen Seite das Allgäu. Grün, mit Seen, hübsche Hügel.
Weiter unten, fast im Tal findet eine Bergmesse statt. Und als die Alphörner einsetzen, habe ich wieder dieses eigenartige Gefühl des Besonderen.
Ich mache ein Foto für meinen Schweinehund, und viele “Bilder” mit dem Herzen, den Ohren und meinen Lungen.
Ein Berliner in Lederhosen und blitzsauberem, weißen Trachtenhemd springt über die Steine wie eine junge Gams, um die Alphörner besser zu hören, und um dem schwäbischen Gequatsche der anderen Wandergruppe zu entkommen. Mit einem herzlichen “dit is mir zuviel lärm hier” haut er einfach ab, nicht ohne eine kurze, sehr freundlche Zwiesprache mit einer Dohle zu halten, die sich ihm in den Weg stellt. Da sie kein Berlinerisch versteht, fliegt sie kreischend weg und sucht woanders Brotkrumen zum Naschen.
Ich könnte ewig hier sitzen.
Mach ich auch.

Irgendwann abends erzähle ich dem Sherpa, den ich in Nepal kennengelernt habe, und der in Tirol auf der Berghütte arbeitet, daß ich die Nacht vorher nicht gut geschlafen habe. “Ich hatte Herzklopfen – wegen der Höhe”, sage ich zu ihm.
Das milde Lächeln von ihm kann ich nicht sofort deuten. Er lächelt ja eh immer. Harmlos fragt er mich, wann ich denn in den Himalaya möchte.
Ich kriege einen roten Kopf. Naja.
Der Gute ist schließlich in völlig anderem Sauerstoffniveau als ich aufgewachsen, für den hat das Wort “Höhe” eine ähnliche Bedeutung wie “Starkstrom” für einen, der Überlandleitungen zusammenschraubt. “Santi, Santi,” sagt er zu mir. Immer mit der Ruhe. Ich glaube, er wird die Frage nach einem Nepal-Trek mit mir mit einem “oh – äh, da habe ich bereits einen Termin” quittieren. Denn wenn er mit mir läuft, kommen wir schätzungsweise nicht annähernd dorthin, was er mit dem Wort “Höhe” verbindet. Vielleicht aber auch doch.
Irgendwie möchte ich doch mal noch weiter oben sitzen und über die Welt blicken.
Es macht den Kopf frei und das Herz leicht, habe ich heute gesagt.

Übrigens, Kulturschock gibt’s hier ja auch genug. Und damit ist nicht mein nepalesischer Freund gemeint!
Ich habe mal gelernt, am Berg, da sagt man “Du”. Aber das scheint sich auf die bayernnahen Alpen zu beziehen. Jedoch nahe dem Allgäu, da wurde ich eigentlich grundsätzlich mit “Hän Sie des do hanne a scho g’sähe?” oder “waret Sie scho öfters do hanne?” (“Do hanne” heißt “hier”) angesprochen. Auch von Leuten, die ungefähr so alt sind, wie ich. Da lerne ich mal wieder, wie sehr sich die Schwaben von den Bayern unterscheiden.
Wundert mich, daß sie das “Kehrwoche-Schild” nicht mit hochnehmen 😉
Jedenfalls, schön war es am “Heilbronner Hausberg” und ich freue mich schon auf’s nächste Mal. Und es ist so einfach… einfach in’s Auto und Richtung Südwesten.
Keine Transsib, kein Flugzeug, der Rucksack wiegt nix (nach neuen Maßstäben ;-)), und ich brauche nur Euro.
Schön ist die Welt, aber daheim… das hat auch was.