Der Zauber einer Seereise

Ich hatte ja schon angekündigt, daß wir mit der Fähre von Dänemark nach Bergen in Norwegen fahren. Mittlerweile sind wir längst in Norwegen angekommen (siehe Bierpreismauerupdate) – aber der Bericht fehlt noch.

Ich sage nur eins: Die Mühe hat sich am Ende gelohnt.
Die Bahnfahrt zum Fährableger war superschön lauschig. Immer weiter ans Ende Dänemarks. Bis wir dann irgendwann angekommen sind. Am Bahnhof gibt es zwei Schilder. Eins mit einem Schiff drauf, Pfeil nach rechts. Und eines mit “City” mit einem Pfeil nach links.
Logischerweise gehen wir nach rechts. Wir wollen ja Schiff fahren.
Das sollte also passen (…ein Schelm, wer nun böses denkt…).
Eine schöne überdachte BLAUE Brücke führt uns genau zum Check-In, wo wir einer Dame im BLAUEN Hemdchen unsere Bestätigung der Fährlinie mit einem ROTEN Logo zeigen.
Ziemlich mürrisch weist sie uns darauf hin, daß wir bei der roten Fährgesellschaft einchecken sollen. Logisch. Leuchtet uns ein. Wo denn das sei, fragen wir freundlich. “Andere Seite, da drüben – Gehzeit 30 Minuten” antwortet sie brüsk.
Die nächsten 15 Minuten spekulieren wir über ihre schlechte Laune und sehen ein rotes Schiff in Greifnähe. Wieder ein Schild mit einem Pfeil. Rechtsrum. Eindeutig zur ROTEN Fährgesellschaft. Mist. Wir laufen tatsächlich 35 Minuten lang um sämtliche wartenden Fahrzeuge herum, bis hin zum Eincheck-Terminal, das grau am Ende des Kais schimmert.
Ziemlich fertig kommen wir dort an – mit 15 Kilo auf dem Rücken + Handgepäck ist es halt doch anstrengend – auch mit guter Gesellschaft.

Direkt vor dem Terminal steht ein gelber, klappriger Bus.
Vornedrin ein Schild: “CITY- ROTER FÄHR-CHECK-IN”.
In diesem Moment möchten wir am liebsten um einen Eimer bitten. Ein klitzekleiner Hinweis beim Ausstieg aus dem Zug hätte uns insgesamt 40 Minuten Fußmarsch eingespart. Egal. Schließlich sind wir auf Reisen und checken schließlich ein.
 Wenig später stehen wir an der Rezeption im Schiff, weil die Dame am Check-in irgendwas von “überbucht” gesagt hat. Ernst genommen haben wir das nicht wirklich. Aber tatsächlich haben wir keinen Schlafplatz und werden – wie das in solchen Fällen üblich ist – erstmal mit einem fürstlichen Abendessen im “Commanders Buffet” ruhiggestellt. Bier und Wein frei, sowie Fisch und Büffet aller Art. Feine Sache. Hätten wir das bestellt, hätten wir 45 Euro pro Person gezahlt. Also halten wir schön die Füße still. Vielleicht bekommen wir ja noch ein besseres Zimmer.

Das “bessere Zimmer” beziehen wir um 23 Uhr. Direkt über den Boxen der Schiffseigenen Disko mit Life-Musik. Schlafen unmöglich.
Wir schlendern runter und plaudern mit der Rezeptionistin. “Ach, normal so bis 3-4 Uhr, je nachdem” – flötet sie. Wir lächeln. Etwas halbherzig.
Um Mitternacht gehen wir schlafen.
0:10 – Doktorlores grummelt
0:20 – Doktorlores mault rum
0:22 – Doktorlores zieht sich an
0:25 – Doktorlores läuft auf dem einen Quadratmeter hin- und her
0:30 – “Ich bin gleich wieder da”
0:45 – Doktorlores kommt zurück. In seiner Hand zwei neue Zimmerkarten. “Wir müssen nochmal packen” sagt er. “Wir haben ein anderes Zimmer bekommen”.

0:48 – Wir glotzen ungläubig in die neue Kabine.
Wir haben ein etwas – äh – geräumigeres Zimmer bekommen mit einem “klitzekleinen” Fenster mit Meerblick.
Schlafen ist nicht, der Meerblick in die nicht dunkel werdende Nacht und die superglatte Nordsee hält uns gefangen. Statt der Musik hören wir das sanfte Brummeln des Schiffsmotors und ein bisschen das vorbeirauschende Wasser.

Vielleicht will ich nicht genau wissen, welche Argumente Doktorlores da vorgebracht hat – es ist mir auch egal 🙂
Völlig übernächtigt aber glücklich kommen wir am nächsten Mittag in Bergen an. Geschlafen haben wir dann halt wann anders.