Reisegruppe.

Hurrah! Wir sind eine Reisegruppe!

Gruppen entstehen ab zwei Personen. Heidi, meine englische “Travelmate” und ich sitzen im schicken italienischen Ferraciorossa und brausen gen Milano. Dagegen ist das Geschaukel im italienischen IC (z.B. von Neapel nach Florenz) eher als Holzklasse anzusehen. Für die Reservierung des Zuges knöpft uns die Trenitalia jeweils 10 Euro ab. So viel zum Thema “Interrail”. Aber das haben wir vorher gelesen: “Italien und sein Zuschlagwahn machen den Interrail Pass fast obsolet”. Macht nix, ein bißchen Luxus muss auch mal sein. Die Tunnel sind auch nicht mehr so schlimm.
Ich erwische mich dabei, daß ich mir null komma null Gedanken gemacht habe, wo unser Hostel genau ist. Plötzlich wird man nachlässig, “man ist ja zu zweit”. Zum Glück hat Heidi sich gekümmert und ich habe ein bißchen ein schlechtes Gewissen.

Ab morgen werde ich wieder ein vollwertiges Reisegruppenmitglied sein. Versprochen!
Mittlerweile habe ich übrigens 2 x 20 Packungen Taschentücher verbraucht.
Ich brauch’ Nachschub.

Florenz

Hatte ich erwähnt, daß ich in Pompei der einzige Übernachtungsgast im ganzen Hostel war?
Das wird sich heute ändern. Ich bekomme ein Stockbett für eines von vier Betten in einem “Dorm” und teile den Raum mit einer Engländerin, die sich als weltbeste “Travelmate” herausstellen wird, einer Türkin, die im Hostel wohnt, weil sie eine Studentenbude sucht, sowie einer Süd-Koreanerin, deren Leidenschaft das Shoppen ist, und wir uns oft in den folgenden Tagen fragen, wo sie den Inhalt der ganzen großen Taschen hinräumt, die sie abends aus der Innenstadt mitbringt. Und sie sind alle nett! Ich werde zum Abendessen mitgeschleppt, zum Sightseeing in der Stadt, und werde auf Ausflüge z.B. nach Pisa eingeladen.
So geht das also 🙂
Meine Facebook Freundesliste wächst täglich und ich lerne, wie man sich mit total fremden Leuten für eine Woche später in irgendeiner Stadt oder irgendeinem Zug verabredet. Und das funktioniert!

Wenn das so ist, dann fahre ich weiter! Plötzlich macht das hier so richtig Spaß 🙂

Heizkultur in Süditalien

Pompei ist ja südlich von Neapel. Im Sommer ist es da ziemlich warm. Darum sparen sich die Italiener gerne die Heizung. Das ist übrigens auch in Norditalien der Fall, wie ich später lernen darf. Im März ist es in dieser Gegend nicht so besonders warm. Also auch drinnen nicht. Ich wundere mich schon, daß der Betreiber des Hostels in seiner Winterjacke dort sitzt. Als ich am nächsten Morgen huste, wundere ich mich nicht mehr, sondern versuche, heißes Wasser in der Dusche zu bekommen, ohne dabei 100 Hektoliter kaltes Wasser durch Bidet und Waschbecken laufen zu lassen. Es gelingt mir nicht. Ich friere also weiter und trinke einen Rotwein (mässig gut), der auch noch gekühlt wurde. Ich frage also den Betreiber, warum er den Rotwein kühlt. Nein, nein, versichert er mir. Der hat Zimmertemperatur.
Jo. Klar. Im Zimmer ist es ja auch kalt wie im Kühlschrank. Ich schlafe fast komplett angezogen mit zwei Decken im Bett und huste am nächsten Tag immer noch. Diesmal mit Schnupfen.

Mit dem Zug und dieser wunderbaren Erkältung fahre ich nach Florenz.
Ich will jetzt nicht rummäkeln, aber auf dem Weg von Rom nach Florenz gibt es eine ganze Menge Tunnel. Ich habe den Zug mit den günstigen Reservierungskosten gebucht. Dieser Zug ist nicht ganz so modern, und darum ist man auch nicht ganz so gut isoliert. Im Tunnel fallen einem grundsätzlich so Worte ein wie “Druckausgleich”. Wenn man Schnupfen hat, funktioniert der nur mässig gut. Wenn im Tunnel dann auch noch ein “Ferraciorossa” entgegenkommt, haut es den normalen Fahrgästen schon das Trommelfell “um die Ohren”. Mir drückt es die Erkältung in die Ohren.
Von dort aus wird sie sich zu gegebener Zeit wieder melden.

Ich hänge also in meine Jacke vergraben krank in der Ecke des Abteils und hoffe, daß ich nicht alle im Zug anstecke. Ich tue mir schrecklich leid, und außerdem habe ich noch keinen einzigen dieser “interessanten jungen Leute” getroffen, die ich sicher auf Reisen kennenlernen werde.

Ich glaub, morgen schmeiß ich hin und fahr heim.

Richtig guter Kaffee…

Richtig guten Kaffee gibt es in Italien an jeder Ecke. Außer in Pompei im Hostel. Hier bekomme ich den schlimmsten Cappuchino, den ich jemals, jemals(!) irgendwo gesehen, geschweige denn getrunken habe.
In meiner Hostelworld Beurteilung findet das Ausdruck. Ich bitte den Hostelbetreiber um die Anschaffung einer anständigen Kaffeemaschine. OFFIZIELL. Die Gäste nach mir werden es mir danken.

noch mehr alte Steine – Pompei

Ich habe neulich mal zu einer Freundin gesagt, “ach, so alte Steine anschauen, das ist nix für mich”. Aber wo ich in Rom schon ergriffen war, haut es mich in Pompei fast vom Hocker. Ich will jetzt nicht irgendwie naiv erscheinen, aber überlegt Euch das mal: Da steht ‘ne komplette Stadt vor dir, die irgendwann einmal *schnipp* ausgelöscht wurde. Und alles war unter Lava vergraben und wurde mühsam wieder ausgebuddelt und aufgestellt. Eine komplette Stadt!
Daß wir uns das heute anschauen können, verdanken wir Menschen, die damals vermutlich als “Spinner” belächelt wurden.
Man stelle sich nur vor, Du wohnst in der Nähe eines Vulkans, alles geht gut, bis auf einmal. Und in 1000 Jahren laufen irgendwelche Leute mit Fotoapparat durch Deine Wohnung – bzw. dessen Grundmauern – und gucken sich die alten Reste der Tapete an, die Du damals mit Deiner Freundin ausgesucht hast. Oder eher die Fliesen im Bad. Die Tapete wäre vermutlich verbrannt  😉 Wer das noch nicht gesehen hat, sollte es sich ansehen.

Und das sagt eine, die sich null für alte Steine interessiert. 🙂

Rom, die ewige Stadt

Erstmal die Winterjacke weg. Es hat italien-frühlingsmässige 17° C – wie es sich gehört.
Ich laufe ohne Plan aber mit einem Reiseführer von 1982 durch die Straßen Roms, als wäre ich schon immer dort gewesen. Eher zufällig “finde” ich das Collosseum und die dort vorhandenen alten Römerstätten.

Ich bin so ergriffen von dem ganzen Haufen alter Steine, daß ich heulen könnte. Diese Steine hat ein gewissen Julius Cäsar schon gesehen und mein Vater 1982, und genau so liegen/stehen sie heute noch da. Zu gern würde ich seine Worte zu all dem hören. Also, zur Not die von Julius auch…

Vor der “Bocca de la Verita” versammeln sich abwechselnd Asiaten und Amerikaner, um sich mit “Hand im Mund” fotografieren zu lassen.
Anscheinend hat keiner von denen gelogen, sonst würden sie sich das nicht trauen. Ich habe mich erst gar nicht an die lange Schlange angestellt, das fehlt noch. Ich weiss, wann ich gelogen habe, dafür brauch ich das alte Gesicht nicht 😉
Außerdem habe ich seit – na? 1982 – ein kleines Abbild dieser “Bocca” zu Hause, was mich seitdem begleitet.

Ansonsten fotografiere ich meistens die Autos, alte “Alfasud” oder rostige kleine “Cinquecento”, oder schöne alte Minis. (Minis, keine BMWs!)
Und ich werde glaub ich nie mehr so viel Koffein zu mir nehmen, wie in diesen Tage in Italien 🙂
Die diversen Schuhläden und Boutiquen können mir gar nichts anhaben. Pah!(Ich hab ohnehin keinen Platz im Rucksack)
Aber hier muss ich nochmal her…

Jetzt geht’s los.

1.3.2013, 00:14 Uhr

Wo ist eigentlich mein Hüttenschlafsack?

Man muss wissen, daß das das erste ist, was ich im Oktober letzten Jahres auf den “Einpacken-Stapel” gelegt habe. Aber er ist unauffindbar.
Ich verdächtige natürlich meine Übernachtungsgäste von neulich…

Der Rucksack ist jetzt fast fertig gepackt, eine Flasche Rotwein geleert, die restliche Wäsche trocknet auf dem Wäscheständer neben mir und ich frage mich gar nicht mehr, was ich vielleicht vergessen haben könnte, sondern eher, ob ich übermorgen im Hotel in Rom gleich finden werde.
Ich hoffe, daß mir ein Traum den Weg weisen wird.

Gute Nacht!