In einem kleinen Café in Stockholm beschließen wir unseren Skandinavien-Teil.
Hinter uns die gepackten Rucksäcke, vor uns leckere Zimtschnecken mit Tee oder Kaffee. An der Theke hängt ein kleines Schild – wenn man hier einen Kaffee kauft, kann man einen zweiten kaufen. Kann man doch überall, werdet Ihr sagen. aber hier, da bekommt diesen zweiten Kaffee jemand anderer. Jemand, der z.B. hier hineinkommt, und um einen bittet.
Vielleicht bin ich zuhause nicht so aufmerksam, aber bei uns habe ich sowas noch nicht gesehen.
Übrigens, besagter “jemand” war eben hier und hat um ein Brötchen gebeten. Das hat er bekommen.
Das ist ein schönes Gefühl, wenn man was für die tun kann, die nicht auf der Sonnenseite spazieren.
Gleichwohl zwingt es einen, sich genau damit auseinanderzusetzen. Denn nun sitzt die Armut am Nebentisch und trinkt einen Kaffee, oder isst auf der Parkbank draussen ein geschenktes Brot.
Intensiv ist sowas. Und wir reden ja von Westeuropa, nicht von sogeannten “armen” Ländern. Die Frage ist ja, warum machen wir das denn – warum helfen wir lieber “aus der Ferne” als unmittel bar? Befürchten wir Ansteckung? Oder verschließen wir die Augen?
Gestern war das Eröffnungsspiel der WM in Brasilien und ich musste an die Demos denken, in die ich geraten war.
Draußen, ausserhalb des heimischen Herds und des vertrauten Schreibtisches, draußen hat man mehr Zeit und Aufmerksamkeit für diese Dinge.
Vielleicht gibt es deshalb so viele Menschen, die sich in ihrer Arbeit und ihrem Erfolg so sehr vergraben, daß sie nur noch ihre eigenen Berge Arbeit sehen.
Wir begeben uns jetzt in den Nachtzug in die Schweiz. Deutschland lassen wir mal aus. Kennen wir ja schon.
Oder?
Eure Filia Leonis.