Na, wie war’s?

Die Tage hat einer meiner Freunde unabsichtlich und mit besten Absichten die wahrscheinlich schlimmstmögliche Frage gefragt:
“Mensch, wie WAR’s denn, jetzt ERZÄHL doch mal!”
Ich hab ihm in’s erwartungsvoll strahlende Gesicht gesehen und gewusst – jetzt habe ich verloren. Ich würde binnen weniger Sekunden jeglichen vorhandenen Eindruck zerstören, ich sei irgendwie eloquent, ein guter Erzähler, oder gar jemand, der gerne seine Eindrücke teilen würde. Oder daß die Reise irgendwie interessant gewesen sein könnte. All das würde gleich den Bach ‘runtergehen (sofern der Eindruck vorhanden gewesen sein sollte)
Meine Antwort ist nämlich “ääh… öh… ” gefolgt von tonlosem Gestammel und einem entgleisten Gesichtsausdruck.

Wie konnte das passieren? Hab ich tatsächlich jegliche Erzählkompetenz mit Wiedereintritt in das vielleicht wichtigste Bundesland der Welt – Bayern – abgegeben?

Mitnichten. Aber: Erinnert Euch an früher: Wir waren eines Dienstags im Kindergarten, wir haben hinter irgendeinem Busch gelernt, daß die Erzieherin heimlich raucht und uns armen Kinderlein dann Spielzeugentzug androht, wenn wir sie verpetzen, haben es nicht geschafft, den Konflikt mit dem Nachbarskind gewaltfrei zu lösen und sind aus diesem Grund im Schlamm gelandet, haben uns mit irgendjemandem geprügelt – vielleicht haben wir auch just an dem Tag versehentlich gelernt, daß Buben untenrum anders aussehen als Mädchen.
Und dann kommen wir heim, und es kommt die Frage: “Naaa, was habt Ihr denn gemacht!?”.

– bitte stellt Euch JETZT das Gesicht des Kindes vor –

Hier sind existentielle Dinge geschehen, es wurden Erkenntnisse gesammelt, die für unser ganzes weiteres Leben wichtig sein würden.
Zum einen haben wir das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht begriffen. Zum anderen ist dieser Tag im Kindergarten am (damaligen) Gesamtleben gemessen eine so vielschichtige Erfahrung, daß sie alle weiteren Tage im Kindergarten – und auch die in der Schule – nachhaltig beeinflussen werden. Vor allem das mit den Mädchen und den Buben ^^

Ich mein’s ernst. Ich kann diese Fragen gar nicht beantworten. Fragt mich jetzt jemand: “Sag mal, wie hast Du das mit dem Post aufgeben in Beijing gemacht?” oder “Warum gibt’s bei Dir seit Neuestem eigentlich Popcorn zum Abendessen?” – dann kann ich das beantworten.
“Erzähl mal” – ist für mich derzeit die am Schwersten zu erfüllendste Bitte. Ob mir das selbst komisch vorkommt? Oh ja! Denn ich liebe es, zu erzählen. Ehrlich. Ich will ja unbedingt was erzählen.

Nur für eine kurze Zusammenfassung dieser Reise ist es noch zu früh. Und wenn ich diese Zusammenfassung geben kann, will es keiner mehr wissen. Und wenn ich einen Teil erzähle… hm. Welchen soll ich erzählen? Die einzelnen Teile sind an Banalität nicht zu übertreffen – “Ich hab Mangos gegessen”.

Vielleicht ist das “von außen” einfacher zu beantworten?
Also frage ich EUCH, die zumindest hier dabei waren:
Wie WAR es denn eigentlich?

Alles Liebe
Eure Filia Leonis

P.S. Happy Birthday, alter Herr.

Deutschland, Bayern.

…und die Reise geht weiter. Von außen gesehen sieht man Deutschland auch in einer anderen Perspektive:

Deutschland ist nämlich phänomenal. Bürgersteige sind optisch wie auch haptisch von der Hauptfahrbahn getrennt. Aus dem Geldautomaten kommt gebügeltes Geld (auch gewaschen? ^^) und alles ist ordentlich. Gehupt wird ausschließlich im Notfall (okay, meistens), und Ampelfarben haben eine konkrete Bedeutung.
Wo in anderen Ländern der Verkehr ineinanderfließt (unabhängig der Ampelfarbe und dem Verkehrsteilnehmer), so ist das hier eher digital. Soll heißen:
Ampel für die Autos grün: Nimm Deinen Hintern von der Straße!
Ich hatte immer Angst, über die Straße zu gehen, was sich in Beijing und Chengdu tatsächlich geändert hat. Weil ich gelernt habe, daß die Autos dort Bremsen, Lenkräder und Fahrer mit funktionierenden Augen haben. In Deutschland ist das so: Hat der Autofahrer grün, fährt er. Alles andere ist zweitrangig.
So hat eben alles seine Vor- und Nachteile.
Ich habe wieder Bedenken, mal eben über die Straße zu huschen – weil es eben diese deutschen Regeln gibt: Autos auf der Straße – Fußgänger nicht. Andererseits fühle ich mich in der Fußgängerzone jetzt wieder sicherer, weil mich keine eBikes mehr lautlos umnieten können.
Zumindest wäre es dann verboten…

Und im Übrigen habe ich gehört/gelesen (das muss ich bei Gelegenheit mal sauber nachrecherchieren), daß man hier richtig Ärger kriegen kann, wenn man bei Rot über die Ampel geht. Hm.
Was ist jetzt besser? Starre Regeln und Sicherheit? Oder weiche Regeln und Eigenverantwortung? Oder beides?

Eure Filia Leonis.

Das Wichtigste zum Schluss…

Ich hab ja am Anfang geschrieben, daß das so meine persönliche Variante des “Jakobswegs” ist. Jetzt werd’ ich natürlich nach meinen Erkenntnissen gefragt. Das war ja nicht zu vermeiden 😉

Aber kurz vor Ende meiner Reise ist eine Frage übrig: nämlich die aus meiner Sicht zentrale Frage des Reisenden: “Was nehme ich mit?” Und ich meine jetzt nicht, welches Lieblings-T-Shirt und wieviele Socken ich einpacke, wenn ich losfahre.
Nein, ich meine die Frage: “Was kann ich von all diesen Plätzen mit nach Hause nehmen, die ich gesehen und erlebt habe?”.

Ja, wir können Souvenirs kaufen, wir können Bilder machen, und wir können uns ein T-Shirt vom Yoga Retreat kaufen. Oder einen Blog schreiben. Leider ist der Platz für sowas in einem Rucksack ziemlich limitiert (also, außer für den Blog ;-)), und ich hatte das Problem ja auch schon in den italienischen Schuhläden. Also habe ich von Beijing aus ein paar Sachen heimgeschickt, die ich nach Sibirien nicht mehr brauchen würde. Ich hab also prinzipiell Platz für alles, was ich dann doch noch mitnehmen möchte.

Aber die Wahrheit ist: Du kannst gar nichts mitnehmen.

Wir ahnen es schon, wenn wir diese Stücke kaufen, daß wir das, was wir damit eigentlich mitnehmen wollen, gar nicht mitnehmen können.
Der Zauber, der diesen Dingen anhaftet, wird verschwinden, früher oder später, und die Dinge werden zu dem, was sie eigentlich sind: Zu Dingen.
Und dann kommen sie daheim auf den Stapel von anderen Sachen, mit denen wir glauben, Erinnerungen zu verbinden.

Es ist ein bißchen wie mit den Blumen, die wir so gerne kaufen und in die Vase auf den Eßtisch stellen. Irgendwann verblühen sie und wir müssen sie wegwerfen. Sie machen Dreck und das Wasser wird trübe. Eigentlich hatten sie einen besseren Platz. Nämlich da, wo sie gewachsen sind. Und selbst dort, wo ihr Ursprung ist, wo sie gewachsen sind, selbst dort werden sie nur eine Zeitlang da sein.

Beides hilft also nicht. Mitnehmen raubt ihnen die Farbe und den Duft nach einiger Zeit – und dort zu bleiben, wo sie wachsen, hilft auch nicht. Denn auch dort werden sie nicht für immer bleiben.

Natürlich bleibt der Himalaya noch eine Zeitlang, wo er ist, zumindest mal aus heutiger Sicht so lange, wie ich mich dort rein rechnerisch aufhalten könnte. Und auch das kristallklare Eis im Baikalsee bleibt neun Monate, wo es ist.

Aber das ist es ja nicht, was wir mitnehmen wollen.

Das, was wir mitnehmen wollen ist ein aus vielen Einzelteilen zusammengesetzter Moment: Menschen, Geräusche und Farben, Wärme oder Kälte, verschiedenen Geschmäckern und dem Ort, an dem das alles zusammenkommt.

Das, was wir mitnehmen wollen bleibt, wo es gewachsen ist, egal was wir versuchen:
An dem Ort und genau in dem Moment, in dem es entstanden ist.
Und dieser Moment ist vorbei. (Das coole daran ist: das gilt auch für die doofen Momente in unserem Leben. :-D)

Ich hab in der Hängematte in Nepal eine schöne Frauen-Urlaubs-Schmonzette gelesen. Den letzten Satz möchte ich gern zitieren:

“Mehr als den Moment haben wir nicht”

In diesem Sinne mache ich jetzt noch ein paar Tage Urlaub in den Bergen, bevor ich mich wieder im Büro blicken lasse.

Alles Liebe für Euch,
danke für’s dabei sein.
Eure Filia Leonis.

Kuckuck!

Geschöpf Gottes oder nicht, ich werde mir morgen die Zwille von einem der Mitarbeiter hier ausborgen, und diesen blöden Vogel vom Baum schießen.
Dieser Vogel pfeift mit einer Präzision und Standhaftigkeit ungelogen die ganze Nacht hindurch immer dieselben vier Töne. Man glaubt fast, er veräppelt einen.
Wenn er Glück hat, pfeift er diese Nacht woanders.

Yoga im Urwald

Klingt komisch? Ist aber so!
Ich hab mich erkundigt, das ist “Urwald” hier. Zumindest wird es so genannt. Und es hört sich so an, vor allem nachts. Man schläft wie in einem riesigen, grünen, lebendigen Kissen und alle Geräusche fügen sich zu einem Klang, der einen wie ein großer Raum umfängt und auf dich wirkt.
In Pokhara, Nepal, auf 900 Meter Höhe, das ist eigentlich nicht sehr hoch, ist das “Yoga Retreat”, auf das mich eine wunderbare holländische Mitreisende in Kathmandu aufmerksam gemacht hat.
Ich schaue auf die Berge um den See herum (auf einem davon steht dieses Haus hier), die noch im Dunst verschwinden. Der Dunst wird gerade von der Sonne weggewärmt, aber ich weiß, daß er wahrscheinlich den Tag über bleiben wird.
Nachdem ich heute, wie jeden Morgen (Chef, bitte weglesen!) um 5 Uhr morgens im Meditationsraum gesessen habe (ICH!), habe ich heute die immer danach stattfindende Morning-Yoga-Session ausfallen lassen. Mir tut nämlich von gestern noch alles weh.
Für die, die es nicht wissen, ja, auch eine Stunde rumsitzen kann unglaublich anstrengend sein.

Was allerdings viel anstrengender war, war die spontane Bergtour bei meiner Ankunft in Pokhara, die mich erwartet hat, als ich vom Taxifahrer a) abgezockt und b) am Fuße eines hübschen Berges am See aus dem Taxi geschmissen wurde “…here no car… you walk” [nepalesisches Lächeln]. Der Rucksack sitzt ja ganz gut, und zum Glück habe ich meine (jaaa, okay: Jörgs ;-)) Wanderstöcke dabei.
Bringt mir aber nix, denn meine Hände sind mit zwei Taschen belegt (Tüte mit Essen und sogenanntes “Handgepäck”) und ich schaffe mich irgendwie diesen Berg hoch. Die beiden Holländer vor mir springen wie junge Rehlein den Berg hoch und sind schon eingecheckt, als ich völlig naßgeschwitzt endlich oben ankomme und den netten Nepalesen an der Rezeption erstmal total unhöflich um Wasser anbettele. Wie gut, daß ich den 10-Tage-Trek von Sibirien aus schon abgesagt hatte. Das wär ja nichts geworden.

Mein Bett steht übrigens am Fenster, und ich schaue auf den See unter mir, die dunstigen Berge vor mir, und später werden wieder die bunten Schirmchen der vielen Paraglider vor unseren Augen umherfliegen.

Der Strom war die ersten Tage ausgefallen, wir haben also bei Kerzenlicht zu abend gegessen – herrlich. Internet gibt’s an der Rezeption, und zwar für den Rechner, mit dem einmal am Tag Emails beantwortet werden. Nach einiger Zeit ist das unglaublich erholsam. Und wo kein Strom, da kein Netbook, kein Handy, alles ist ausgeschaltet, weil ich es nicht mehr werde aufladen können.

Ich hab ja gesagt, solltet Ihr nix von mir hören, sitze ich auf einem Berg und staune.
Und, in der Tat. Ich staune. Und was bei einem längeren Aufenthalt (wenn man das ernst nimmt) in einem Yoga Retreat auch passiert ist, daß man “erkennt”.
Die Yogis nennen das “Erwachen”. Und es stimmt.

Ich erkenne, staune und – lächle.

Jobs II

Hier in Kathmandu kann man die Leute noch so richtig schaffen sehen. Weil es keine Parkhäuser gibt, gibt’s auch keine Leute, die mir die freien Parkplätze rausdeuten und mich einweisen wollen.
Dafür stehen hier am Straßenrand junge Männer, die sich auf einer Baustelle Steine in einen Korb schippen lassen. Klingt erstmal unspektakulär. Aber der Korb, der hängt an einer Art Stirnband am Kopf des jungen Mannes.
Ich hab die Tage öfter schon gesehen, wie so aus meiner Sicht untragbare Lasten durch die Gegend getragen werden.
Für uns wär das undenkbar.

Im Hotel sind letztens 2 Glasscheiben kaputtgegangen, gestern kamen die neuen.
Aber die kaputten (also, es fehlt jeweils eine Ecke oben rechts), müssen ja irgendwo hin. Der liebe Kerl, der mir morgens mit einem unvergleichlichen Lachen den Tee bringt, hebt gerade die Scheiben hoch, um sie irgendwohin zu tragen. Die kaputten.
Ich denke: Ui, hoffentlich schneidet er sich dabei nicht. Die Scheiben sind so groß wie er (1,50) – okay, fast!
Er stellt die Scheiben mit der gebrochenen Seite nach oben hinter den Fahrer des Motorrades, das vor dem Hotel steht. Hoffentlich schneidet er sich dabei nicht!
Und ich beginne mich zu fragen:
Wie macht der das jetzt, daß die Scheiben nicht runterfallen?
Ganz einfach, er setzt sich dahinter, hält die Scheiben während der Fahrt über die Buckelpiste fest, und ich denke mir: Um Gottes Willen! “Hoffentlich schneidet er sich nicht” – wird in meinem Kopf ersetzt durch “Hoffentlich überlebt er das”.

Er hat mich gerade zum Flughafen gebracht. Sein hübscher Kopf ist noch drangewesen.

In China, übrigens, da hat mir jemand erzählt, da wird einfach so mal eben vom Chef beschlossen, daß Samstags gearbeitet wird. Oder an freien Tagen. “Beschlossen” im Sinne von “Bist Du morgen eigentlich auch da?”. So kann sich jeder private Plan im Keim ersticken.

Jaaa, andere Länder, andere Sitten. Aber wie Markus so schön erklärt hat, wofür Moskitos gut sind, nämlich dafür, daß wir begreifen, wie schön es daheim ist, so kann dieser Sicht auf einen anderen Teil der Welt durchaus dazu beitragen, die eigene Welt wieder einmal mit anderen Augen zu betrachten.

Individualreisen in Nepal

Der Wind pflückt die pinkfarbenen Blüten vom Strauch und weht sie in meine Hängematte, vorbei an dem fast durchsichtigen weißen Vorhang, der am Pfosten des Pavillions hängt und sich mit dem Wind bewegt.
Wenn ich von meinem Jasmintee etwas in meine Schale gieße, schaukelt sie etwas, meine Hängematte, und ich döse wieder ein, bis der hellgrüne Tee Trinktemperatur hat.

Das Treiben da draußen, der Swayambunath (der sogenannte “Affentempel”), die Stupa von Bodnath und Thamel, das Touristenviertel schaffen das auch ohne mich.
Ich denke, daß sie noch ein paar Jahre dort zu finden sind, wo sie sich heute befinden.
Ob Hängematte, Wind, Blüten und Jasmintee in dieser Kombination morgen wieder hier zu finden sind, ist fraglich.
Also bleibe ich hier und gönne mir den Luxus, mich von Touristsein zurückzuziehen und Tee zu trinken.

Kathmandu, Abenddämmerung

Ich sitze frisch geduscht draußen auf einem gepolsterten Bänkchen mit lila-schwarz gestreiften Kissen und schaue in einen riesigen Busch mit pinkfarbenen Blüten. Vor mir steht eine Kanne mit grünem Tee als Willkommensgruß. Irgendwo tobt der Katmanduer Feierabendverkehr. Es wird gehupt (ach, nee) aber im Gegensatz zu China ist hier noch das Knattern der Mofas und Moppeds zu hören 🙂
Ich wohne in dem Zimmer, auf dessen Blechdach die Hunde mit den Katzen spielen – und/oder umgekehrt. Genau kann man das aus den Geräuschen nicht entnehmen.
Am Himmel sind Wolkenformen, die ich so noch nie vorher gesehen habe.
Vielleicht bin ich aber auch etwas geschafft.
Den Weg hierhin habe ich in einem Auto mit guter Federung zurücklegen dürfen (Gottseidank, sonst wären meine Bandscheiben jetzt auch im Eimer). Gefahren wird hier links. Also, zumindest fahren links statistisch gesehen mehr Fahrzeuge als rechts. So genau kann man das nicht sagen. Wenn woanders mehr als eine Mofabreite Platz ist, wird halt woanderslang gefahren.
Kühe gehen gern rechts und in der Mitte. Also das heißt, immer entgegengesetzt der von mir statistisch ermittelt “richtigen” Fahrbahnseite. Logisch. Fußgänger gehen ja immer mit dem Gesicht zum Verkehr.
Irgendwann biegt mein Fahrer ab in eine – äh – Baustelle? Ach, nee. Das ist eine Abkürzung, erklärt er mir. Man kann tatsächlich eine Art “Straße” unterhalb der vielen Fahrzeuge erkennen. Hier gibts nur eine Fahrtrichtung. Für rechts/links ist die Straße zu schmal. Ich wundere mich, wie wir trotzdem mit Gegenverkehr klarkommen. Hm. Kleine Wunder eben 🙂

Ach, was ich eigentlich schreiben wollte – da mach ich einen extra Eintrag

Extra Eintrag: Das Nepal Visum.

Ich hatte ja kein Nepal-Visum. Gibt’s “on arrival” am Flughafen. Was das so genau heißt, lerne ich heute. Der Flughafen von Kathmandu ist der erste Flughafen, den ich sehe, der anders ist. Nicht uncharmant, halt etwas einfacher gestaltet und glaub ich fast ohne Edelstahl. Auch mal schön.
Neben dem Visa-Zettel-Stand (schaut aus, wie die Probiertische bei einer Weinlagenwanderung an der hessischen Bergstraße) steht der Geldautomat. Juhu.
Der Zettel, der dranklebt, ist bestimmt die Bedienungsanlei…- oh. Der Automat ist außer Betrieb. Nepalesen können total nett lächeln. Hilft mir aber nix, ich brauch Bargeld, sonst kein Visum.
*kleiner Reisetipp am Rande, bisschen Euro-Dollar-Pfund-Sterling oder ähnliches hilft ungemein. Wißt Ihr noch, wo ich meine 20 Euro verbraten hab? Richtig, für essen (chinesischer Speisewagen). Was auch sonst. Also. Wie komme ich jetzt an Geld?
Der Typ an der Visa-Ausstellungsstelle lächelt nicht. Blöd.
Aber er deutet auf die Treppe nach unten. Die ist hinter der Visa-Ausstellungsstelle. Aber ohne komm ich doch nicht rein? Doch-Doch! Einfach rausgehen.
Ich frage: “Wie jetzt, raus?” Er: “Na, raus, durch die Sicherheitskontrolle, und draußen dann” Ich: “Ja, aber ohne Pass?” Er: “(auf nepalesisch-kopfnickend) Passt schon”.
Ich renne also 10 Minuten in Nepal ohne Pass durch die Gegend, und klappere einne Automaten nach dem anderen ab. Alle außer Betrieb. Scheisse.
Ich muss trotzdem lachen.
Jetzt fangen wir mal richtig an mit der Reiserei.
Der letzte Automat funktioniert. Aber nicht (!) mit Maestro, und nicht (!) mit MasterCard. Jetzt ratet, was ich für eine Kreditkarte habe? Richtig. MasterCard.
Ich sag jetzt nicht, wie ich an das Geld gekommen bin.
Ich bin dann mit dem Geld in den Pfoten den gleichen Weg wieder zurück, den ich gekommen bin. Durch die “Abholzone” zurück durch den Zoll, durch die Sicherheitskontrolle, die Treppe wieder hoch, hinter dem Visa-Schalter wieder rum (achja, habe ich erwähnt, alles gegen den Strom – und hier gibt es halt keine automatischen Türen, die das verhindern), und zum Visa-Schalter. Rupien nehmen sie hier aber nicht.
Ich muss schon wieder lachen.

Unten auf dem Gepäckband kreiselt leise ein dunkelblauer Rucksack vor sich hin. Den konnte ich ja vorhin noch sehen.
Also, ich wechsele Geld in der Wechselstube. Nepalesisch gegen Dollar, und kann mein Visa bezahlen. Juhu!
Rucksack abgeholt, endlich raus.
Da hält mich jemand auf.
“Bording card – please” – Hä? Ich bin doch ausgestiegen? Nein, er will prüfen, ob ich auch wirklich MEIN Gepäckstück habe. Ich hab nur keinen Dunst, wo meine BoardingCard ist. Sowas vergesse ich nämlich gern in der Sitztasche vor mir.
O mann. Wir lösen das Problem, indem ich ihm meinen Namen sage, den er mit dem Gepäckaufkleber vergleicht.
Ich habe mein Gepäck, Visa und mein Fahrer wartet auch schon.
Und das war heute noch nicht alles…