Jobs II

Hier in Kathmandu kann man die Leute noch so richtig schaffen sehen. Weil es keine Parkhäuser gibt, gibt’s auch keine Leute, die mir die freien Parkplätze rausdeuten und mich einweisen wollen.
Dafür stehen hier am Straßenrand junge Männer, die sich auf einer Baustelle Steine in einen Korb schippen lassen. Klingt erstmal unspektakulär. Aber der Korb, der hängt an einer Art Stirnband am Kopf des jungen Mannes.
Ich hab die Tage öfter schon gesehen, wie so aus meiner Sicht untragbare Lasten durch die Gegend getragen werden.
Für uns wär das undenkbar.

Im Hotel sind letztens 2 Glasscheiben kaputtgegangen, gestern kamen die neuen.
Aber die kaputten (also, es fehlt jeweils eine Ecke oben rechts), müssen ja irgendwo hin. Der liebe Kerl, der mir morgens mit einem unvergleichlichen Lachen den Tee bringt, hebt gerade die Scheiben hoch, um sie irgendwohin zu tragen. Die kaputten.
Ich denke: Ui, hoffentlich schneidet er sich dabei nicht. Die Scheiben sind so groß wie er (1,50) – okay, fast!
Er stellt die Scheiben mit der gebrochenen Seite nach oben hinter den Fahrer des Motorrades, das vor dem Hotel steht. Hoffentlich schneidet er sich dabei nicht!
Und ich beginne mich zu fragen:
Wie macht der das jetzt, daß die Scheiben nicht runterfallen?
Ganz einfach, er setzt sich dahinter, hält die Scheiben während der Fahrt über die Buckelpiste fest, und ich denke mir: Um Gottes Willen! “Hoffentlich schneidet er sich nicht” – wird in meinem Kopf ersetzt durch “Hoffentlich überlebt er das”.

Er hat mich gerade zum Flughafen gebracht. Sein hübscher Kopf ist noch drangewesen.

In China, übrigens, da hat mir jemand erzählt, da wird einfach so mal eben vom Chef beschlossen, daß Samstags gearbeitet wird. Oder an freien Tagen. “Beschlossen” im Sinne von “Bist Du morgen eigentlich auch da?”. So kann sich jeder private Plan im Keim ersticken.

Jaaa, andere Länder, andere Sitten. Aber wie Markus so schön erklärt hat, wofür Moskitos gut sind, nämlich dafür, daß wir begreifen, wie schön es daheim ist, so kann dieser Sicht auf einen anderen Teil der Welt durchaus dazu beitragen, die eigene Welt wieder einmal mit anderen Augen zu betrachten.