Das Wichtigste zum Schluss…

Ich hab ja am Anfang geschrieben, daß das so meine persönliche Variante des “Jakobswegs” ist. Jetzt werd’ ich natürlich nach meinen Erkenntnissen gefragt. Das war ja nicht zu vermeiden 😉

Aber kurz vor Ende meiner Reise ist eine Frage übrig: nämlich die aus meiner Sicht zentrale Frage des Reisenden: “Was nehme ich mit?” Und ich meine jetzt nicht, welches Lieblings-T-Shirt und wieviele Socken ich einpacke, wenn ich losfahre.
Nein, ich meine die Frage: “Was kann ich von all diesen Plätzen mit nach Hause nehmen, die ich gesehen und erlebt habe?”.

Ja, wir können Souvenirs kaufen, wir können Bilder machen, und wir können uns ein T-Shirt vom Yoga Retreat kaufen. Oder einen Blog schreiben. Leider ist der Platz für sowas in einem Rucksack ziemlich limitiert (also, außer für den Blog ;-)), und ich hatte das Problem ja auch schon in den italienischen Schuhläden. Also habe ich von Beijing aus ein paar Sachen heimgeschickt, die ich nach Sibirien nicht mehr brauchen würde. Ich hab also prinzipiell Platz für alles, was ich dann doch noch mitnehmen möchte.

Aber die Wahrheit ist: Du kannst gar nichts mitnehmen.

Wir ahnen es schon, wenn wir diese Stücke kaufen, daß wir das, was wir damit eigentlich mitnehmen wollen, gar nicht mitnehmen können.
Der Zauber, der diesen Dingen anhaftet, wird verschwinden, früher oder später, und die Dinge werden zu dem, was sie eigentlich sind: Zu Dingen.
Und dann kommen sie daheim auf den Stapel von anderen Sachen, mit denen wir glauben, Erinnerungen zu verbinden.

Es ist ein bißchen wie mit den Blumen, die wir so gerne kaufen und in die Vase auf den Eßtisch stellen. Irgendwann verblühen sie und wir müssen sie wegwerfen. Sie machen Dreck und das Wasser wird trübe. Eigentlich hatten sie einen besseren Platz. Nämlich da, wo sie gewachsen sind. Und selbst dort, wo ihr Ursprung ist, wo sie gewachsen sind, selbst dort werden sie nur eine Zeitlang da sein.

Beides hilft also nicht. Mitnehmen raubt ihnen die Farbe und den Duft nach einiger Zeit – und dort zu bleiben, wo sie wachsen, hilft auch nicht. Denn auch dort werden sie nicht für immer bleiben.

Natürlich bleibt der Himalaya noch eine Zeitlang, wo er ist, zumindest mal aus heutiger Sicht so lange, wie ich mich dort rein rechnerisch aufhalten könnte. Und auch das kristallklare Eis im Baikalsee bleibt neun Monate, wo es ist.

Aber das ist es ja nicht, was wir mitnehmen wollen.

Das, was wir mitnehmen wollen ist ein aus vielen Einzelteilen zusammengesetzter Moment: Menschen, Geräusche und Farben, Wärme oder Kälte, verschiedenen Geschmäckern und dem Ort, an dem das alles zusammenkommt.

Das, was wir mitnehmen wollen bleibt, wo es gewachsen ist, egal was wir versuchen:
An dem Ort und genau in dem Moment, in dem es entstanden ist.
Und dieser Moment ist vorbei. (Das coole daran ist: das gilt auch für die doofen Momente in unserem Leben. :-D)

Ich hab in der Hängematte in Nepal eine schöne Frauen-Urlaubs-Schmonzette gelesen. Den letzten Satz möchte ich gern zitieren:

“Mehr als den Moment haben wir nicht”

In diesem Sinne mache ich jetzt noch ein paar Tage Urlaub in den Bergen, bevor ich mich wieder im Büro blicken lasse.

Alles Liebe für Euch,
danke für’s dabei sein.
Eure Filia Leonis.