“Ich kann ja jede Sprache lernen”. Irgendwie hab ich das mit dem Russischen etwas zu leicht genommen. Da in meinem Kopf anscheinend kein Speicherplatz mehr ist, kann ich mir erst nach 3 Tagen “Danke” auf Russisch merken. Und daß eine “BAP” eine “Bar” ist, ist auch einfach. Daß Moskau auf Russisch “MOCKBA” heißt, wußte ich schon als Kind.
Also dachte ich, kann ja nicht sooo schwer sein.
Von wegen… Sobald das gesuchte Wort mit zwei Buchstaben beginnt, die man NICHT kennt, wird das mit der Mustererkennung schwierig. S wird zu C, P zu п, und schon übersieht man, daß die “пер. Спортивный” die gesuchte “Sportivny lane” ist.
Was ich auch nicht verstehe… warum schreiben die Russen eigentlich fast alles in Spiegelschrift??
Category: Allgemein
Etwas über (Gast-)Freundschaft
Mit dem Frühstück habe ich mich auch auf eine Flasche Rotwein mit vorgenanntem Freund verabredet und ich habe für die Nacht einen Platz im Gästezimmer mit Blick auf die Steirer Berge. Meine Wäsche dreht sich in der Waschmaschine und ich bin froh, daß ich ein paar Stunden ausruhen darf.
Aus den Stunden werden Tage. Ich höre nämlich immer noch nichts, und die guten steirischen Ärzte wollen mir keine Empfehlung zur Weiterreise geben. Stattdessen bekomme ich ein Set neuer Medikamente.
Und auch ich merke, daß ich “links hinter mir” überhaupt nichts mehr wahrnehme. Kein guter Umstand, wenn man alleine unterwegs ist.
Mein schlechtes Gewissen den Gastgebern gegenüber wird mir sofort genommen. Und hier, Ihr lieben steirischen Mitleser, Heiler und Freunde: ein hochoffizielles DANKE an Euch.
Danke für das ernstgemeinte “Fühl’ Dich wie zuhause”.
Mehr kann ich dazu gar nicht sagen.
DANKE.
Die Grenze zwischen Italien und Österreich
Im Nachtzug von Milano nach Österreich freue ich mich beim Einchecken in das 4-Personen-Abteil über den 1,90 großen Mitreisenden, sowie die beiden netten Eltern, die ihr Baby und den Buggy in das Abteil quetschen. Mein Rucksack wird mißtrauisch beäugt. Nein, er kann nirgendwo anders hin – außer ich packe ihn aus und verteile die Klamotten im Abteil. So ein Baby braucht ja nicht viel Platz. Außerdem höre ich ja links eh nichts, das wird einfach, ich schlafe auf der rechten Körperseite und alle anderen können mich mal gernhaben. Die junge Mutter verteilt alle Babysachen auf der unteren Schlafpritsche. Oha. Wo wollen die jetzt noch sitzen, geschweige denn schlafen? Ich betrachte das Treiben von meinem oberen “Bett” aus und bin aber auch nicht böse, als die junge Familie vom Schaffner ein neues Abteil zugewiesen bekommt. Hehe… gerade nochmal davongekommen 🙂
Achso. Ich wollte was über die Grenzkontrollen sagen. Von Italien nach Österreich, das ist ja der Schengener Raum, gibt es ja strenggenommen keine Grenzkontrollen. Da niemand meinen Pass eingesammelt hat, schlafe ich morgens um fünf noch ruhig und denke mir nichts. Wie man das halt so macht. Ich muss ja erst um 7 aus dem Zug raus.
Träume ich? Plötzlich reisst einer mit Karacho die Kabinentür auf und plärrt in unverständlicher Sprache “OSTRIANBOLLISSBASSPORDSBLEES!!!”. Um Gottes Willen! Habe ich verschlafen? Bin ich schon an der russischen Grenze? HILFE!
Mein Bewusstsein wieder erlangt, identifiziere ich das gesprochene als “Austrian Police, Passports, please”. Die freundliche Alpengegend – wie schön. Endlich wieder “daham”. Frühstück gibt’s auch gleich dazu. Mit einem besonders herzlichen (achtung, ironie) “Sie steing in Leobn aus! Frühstück!” bekomme ich ein Tablett in die Hand gedrückt. Danach wird das Licht wieder ausgeschaltet, es ist wieder stockdunkel und ich kauere mit dem Tablett in der Hand auf dem oberen Bett und weiß nicht, wo ich das Tablett jetzt abstellen soll, ohne daß jetzt alles irgendwo verschüttet wird. Der 1,90 Mann unter mir schnarcht wieder ruhig vor sich hin.
Kleine Zusatzinfo: Sitzhöhe auf dem oberen Schlafplatz – ca. 60-80 cm.
Das Tablett mit der einen Hand festhaltend liege ich nun wieder da und freue mich auf ein richtig gutes Frühstück mit einem richtig guten Freund. Das sind doch mal gute Aussichten.
Was auf die Ohren
Die Mailänder Scala war jedenfalls nicht schuld. Die konnte ich mir nicht leisten.
Des Nachts, pünktlich um drei meldet sich die ins Ohr verdrängte Erkältung zurück. Urplötzlich geht a) die Schmerzmaschine an und b) das Hörvermögen aus.
Aua.
Halb benommen tue ich mitten in der Nacht das, was man niemals nie tun sollte. Ich “google”, was das sein könnte. Von “zuviel Ohrenschmalz” bis “Meningitis” (Hirnhautenzündung) finde ich recht viel, was zu meinen Symptomen passt. Das macht es nicht besser, aber ich habe die Nacht über etwas zu tun und nerve mit meinem Herumgelaufe die Nachtschicht im Hostel, die versucht, auf dem Sofa zu schlafen (wo ich rastlos hin und her renne, um dem Schmerz irgendwie zu entkomen).
Endlich ist es hell draußen und ich stelle mich vor die noch geschlossene Apotheke – und warte.
Die Apothekerin (die kein Deutsch oder Englisch spricht) und ich (die kein italienisch kann) einigen uns aufgrund meines Gesichtsausdrucks auf ein Päckchen Antibiotikum und diverse “die-verkaufen-wir immer-mal-mit-Pseudo-Medikamente). In Deutschland undenkbar!
Egal. Ich hätte zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich sogar Crack genommen, hätte mir jemand versprochen, daß es hilft …
Der Tag ist jedenfalls gelaufen. Ich bleibe im Hostel und zum Glück ist außer mir niemand im Zimmer, ich kann also ungestört vor mich hinschneuzen und mich dem Schmerz beugen. Besonders empfehlenswert: Gleichzeitig eine verstopfte Nase.
Jetzt habe ich wirklich die Schnauze voll. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Italiener besticht man mit…
…Italienisch!
Leider kann ich kein italienisch. Aber ich versuche es im Hostel, indem ich meine paar Brocken Spanisch so umformuliere, daß sie irgendwie mehr nach italienischer Speisekarte klingen. Ich möchte nämlich statt einer gebuchten Nacht gerne drei Nächte bleiben.
Ich lerne von Heidi eine echt gute Strategie. Irgendwo bleiben, und Ausflüge in die benachbarten Städte machen. Der Zug kostet ja schließlich nix! Gute Idee.
Der Hostelbetreiber ist beeindruckt von meinem Versuch, italienisch zu sprechen und gibt uns eines von zwei Zimmern mit W-Lan Empfang. Aber, so meint er, wir könnten eh lieber Spanisch sprechen, denn er sei aus Südamerika und eher zufällig in Italien gelandet. Ha-Ha! 😀
Reisegruppe.
Hurrah! Wir sind eine Reisegruppe!
Gruppen entstehen ab zwei Personen. Heidi, meine englische “Travelmate” und ich sitzen im schicken italienischen Ferraciorossa und brausen gen Milano. Dagegen ist das Geschaukel im italienischen IC (z.B. von Neapel nach Florenz) eher als Holzklasse anzusehen. Für die Reservierung des Zuges knöpft uns die Trenitalia jeweils 10 Euro ab. So viel zum Thema “Interrail”. Aber das haben wir vorher gelesen: “Italien und sein Zuschlagwahn machen den Interrail Pass fast obsolet”. Macht nix, ein bißchen Luxus muss auch mal sein. Die Tunnel sind auch nicht mehr so schlimm.
Ich erwische mich dabei, daß ich mir null komma null Gedanken gemacht habe, wo unser Hostel genau ist. Plötzlich wird man nachlässig, “man ist ja zu zweit”. Zum Glück hat Heidi sich gekümmert und ich habe ein bißchen ein schlechtes Gewissen.
Ab morgen werde ich wieder ein vollwertiges Reisegruppenmitglied sein. Versprochen!
Mittlerweile habe ich übrigens 2 x 20 Packungen Taschentücher verbraucht.
Ich brauch’ Nachschub.
Florenz
Hatte ich erwähnt, daß ich in Pompei der einzige Übernachtungsgast im ganzen Hostel war?
Das wird sich heute ändern. Ich bekomme ein Stockbett für eines von vier Betten in einem “Dorm” und teile den Raum mit einer Engländerin, die sich als weltbeste “Travelmate” herausstellen wird, einer Türkin, die im Hostel wohnt, weil sie eine Studentenbude sucht, sowie einer Süd-Koreanerin, deren Leidenschaft das Shoppen ist, und wir uns oft in den folgenden Tagen fragen, wo sie den Inhalt der ganzen großen Taschen hinräumt, die sie abends aus der Innenstadt mitbringt. Und sie sind alle nett! Ich werde zum Abendessen mitgeschleppt, zum Sightseeing in der Stadt, und werde auf Ausflüge z.B. nach Pisa eingeladen.
So geht das also 🙂
Meine Facebook Freundesliste wächst täglich und ich lerne, wie man sich mit total fremden Leuten für eine Woche später in irgendeiner Stadt oder irgendeinem Zug verabredet. Und das funktioniert!
Wenn das so ist, dann fahre ich weiter! Plötzlich macht das hier so richtig Spaß 🙂
Heizkultur in Süditalien
Pompei ist ja südlich von Neapel. Im Sommer ist es da ziemlich warm. Darum sparen sich die Italiener gerne die Heizung. Das ist übrigens auch in Norditalien der Fall, wie ich später lernen darf. Im März ist es in dieser Gegend nicht so besonders warm. Also auch drinnen nicht. Ich wundere mich schon, daß der Betreiber des Hostels in seiner Winterjacke dort sitzt. Als ich am nächsten Morgen huste, wundere ich mich nicht mehr, sondern versuche, heißes Wasser in der Dusche zu bekommen, ohne dabei 100 Hektoliter kaltes Wasser durch Bidet und Waschbecken laufen zu lassen. Es gelingt mir nicht. Ich friere also weiter und trinke einen Rotwein (mässig gut), der auch noch gekühlt wurde. Ich frage also den Betreiber, warum er den Rotwein kühlt. Nein, nein, versichert er mir. Der hat Zimmertemperatur.
Jo. Klar. Im Zimmer ist es ja auch kalt wie im Kühlschrank. Ich schlafe fast komplett angezogen mit zwei Decken im Bett und huste am nächsten Tag immer noch. Diesmal mit Schnupfen.
Mit dem Zug und dieser wunderbaren Erkältung fahre ich nach Florenz.
Ich will jetzt nicht rummäkeln, aber auf dem Weg von Rom nach Florenz gibt es eine ganze Menge Tunnel. Ich habe den Zug mit den günstigen Reservierungskosten gebucht. Dieser Zug ist nicht ganz so modern, und darum ist man auch nicht ganz so gut isoliert. Im Tunnel fallen einem grundsätzlich so Worte ein wie “Druckausgleich”. Wenn man Schnupfen hat, funktioniert der nur mässig gut. Wenn im Tunnel dann auch noch ein “Ferraciorossa” entgegenkommt, haut es den normalen Fahrgästen schon das Trommelfell “um die Ohren”. Mir drückt es die Erkältung in die Ohren.
Von dort aus wird sie sich zu gegebener Zeit wieder melden.
Ich hänge also in meine Jacke vergraben krank in der Ecke des Abteils und hoffe, daß ich nicht alle im Zug anstecke. Ich tue mir schrecklich leid, und außerdem habe ich noch keinen einzigen dieser “interessanten jungen Leute” getroffen, die ich sicher auf Reisen kennenlernen werde.
Ich glaub, morgen schmeiß ich hin und fahr heim.
Richtig guter Kaffee…
Richtig guten Kaffee gibt es in Italien an jeder Ecke. Außer in Pompei im Hostel. Hier bekomme ich den schlimmsten Cappuchino, den ich jemals, jemals(!) irgendwo gesehen, geschweige denn getrunken habe.
In meiner Hostelworld Beurteilung findet das Ausdruck. Ich bitte den Hostelbetreiber um die Anschaffung einer anständigen Kaffeemaschine. OFFIZIELL. Die Gäste nach mir werden es mir danken.
noch mehr alte Steine – Pompei
Ich habe neulich mal zu einer Freundin gesagt, “ach, so alte Steine anschauen, das ist nix für mich”. Aber wo ich in Rom schon ergriffen war, haut es mich in Pompei fast vom Hocker. Ich will jetzt nicht irgendwie naiv erscheinen, aber überlegt Euch das mal: Da steht ‘ne komplette Stadt vor dir, die irgendwann einmal *schnipp* ausgelöscht wurde. Und alles war unter Lava vergraben und wurde mühsam wieder ausgebuddelt und aufgestellt. Eine komplette Stadt!
Daß wir uns das heute anschauen können, verdanken wir Menschen, die damals vermutlich als “Spinner” belächelt wurden.
Man stelle sich nur vor, Du wohnst in der Nähe eines Vulkans, alles geht gut, bis auf einmal. Und in 1000 Jahren laufen irgendwelche Leute mit Fotoapparat durch Deine Wohnung – bzw. dessen Grundmauern – und gucken sich die alten Reste der Tapete an, die Du damals mit Deiner Freundin ausgesucht hast. Oder eher die Fliesen im Bad. Die Tapete wäre vermutlich verbrannt 😉 Wer das noch nicht gesehen hat, sollte es sich ansehen.
Und das sagt eine, die sich null für alte Steine interessiert. 🙂