Jobs.

Es gibt hier viele, auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinende Jobs.

Wir fahren mit dem Auto in ein Parkhaus, alles sieht aus wie normal. Der Fahrer, ein Freund von uns, bekommt bei der Einfahrt in das Parkhaus die Parkkarte ausgehändigt.
Ich denke mir nichts. Als ich hinten aus dem Fenster schaue sehe ich, wo der Mensch diese Karte her hat. Er zieht sie aus dem Automaten, neben dem wir eben angehalten hatten. Damit er nicht zwischen Autofenster und Automat stehen muss, steht er hinter demselben, drückt den dicken roten Knopf, wenn ein Auto kommt, und überreicht dem Fahrer die Parkkarte.
Hat schonmal jemand von Euch in einem Parkhaus geparkt? Ok, manchmal kommen wir nicht ganz hin mit dem Arm, an den Automaten. Diese Distanz wurde in meiner Welt bisher durch “rauslehnen” und “Arm strecken” überbrückt. Aber das da jemand steht, den Knopf für einen bedient und einem die Karte reinreicht…
Erstaunlich.

Die Tage musste ich einige Ampeln überqueren. Mit Straßen in fremden Städten halte ich es so, wie alle anderen. Ich laufe mit den anderen mit. Also bei diversen Ampelfarben oder Verkehrsverhältnissen wird die Straße überquert, je nach Stadt ist das mehr oder weniger gefährlich. Also, wir kennen das. Und ganz selten, ja, manchmal, da ist eine noch rote Ampel dabei. Aber nicht hier, meine Lieben!
Hier, da steht jemand an der Ampel und schaut, daß wir das mit der Ampel richtig machen! Richtig machen bedeutet: Erst, wenn das grüne Männchen erscheint, darf man gehen. Geht man vorher, wird man -ehm – “freundlich” darauf hingewiesen. Erscheint das grüne Männchen, wird man genauso freundlich ‘rübergeschickt. 🙂
Hier wird nicht getrödelt!

Vor einigen Gebäuden stehen uniformierte Menschen, die aussehen, als wären sie aus Sperrholz ausgeschnitten. Sie tun nichts außer unglaublich akkurat mit strahlendweißen Handschuhen dazustehen. Ihr Blick ist genau geradeaus gerichtet.
Ich frage mich, was er macht, wenn sein Handy in der Tasche vibriert. Schätze, er hat es für die Arbeitszeit zu Hause gelassen…
Manchmal treten sie paarweise auf, dann laufen sie synchron vor wichtigen Gebäuden auf und ab. Ein paar von Ihnen stehen – immer symmetrisch aufgereiht rechts und links vor den Eingängen und Einfahrten. Ordnung muss sein.

Das erinnert mich an Moskau. Da war auch einer, dessen Job schien es zu sein, Touristen am Geldautomaten zu helfen, die Geheimnummer beim Geld holen richtig einzugeben. Den allerdings hatte ich damals ziemlich schnell weitergeschickt.

Ich freue mich also über die vielen freundlichen Alltagshelfer und den blauen Himmel heute.

Einen schönen Mittwoch Euch allen!
🙂

Testbild

Olkhon
Olchon im Baikalsee, Sibirien

Ja, glaub’ ich’s denn. Ich kann Bilder posten 🙂
Zu finden im Tab “Bilder”

Danke an Jörg und Rainer!

Guck mal, die ist blond!

…und es passiert wirklich. Kein Scheiß.
Gestern wurde ich angesprochen – zweimal, ob man ein Foto mit mir zusammen drauf machen könnte. 😮
Ich hab ja davon gehört, aber etwas seltsam ist das schon. Also, wir reden jetzt nicht von Leuten, mit denen ich mich unterhalten hätte oder so – nein, das ist auf der Straße passiert, wo ich dann angehalten und angesprochen wurde.
In der Mongolei hatte ich das auch schonmal, aber da wurde mir dann erzählt, daß das in Beijing durchaus noch öfter vorkommen könnte.
Es ist auch interessant, wie sich das anfühlt, als einziger blonder Mensch in der U-Bahn zu stehen.
Das kann man nicht erklären. Das muss man fühlen.
So wie vieles andere hier.

Gegensätze?

Gestern bin ich aus dem lauschigen Sträßchen mal weg und rein in die Stadt gefahren, und zwar mit der U-Bahn. Man hat übrigens praktisch überall Netzzugang, das heißt, ich kann in der U-Bahn meine E-Mails checken. Nix Neues eigentlich, aber wie ich finde immer wieder erstaunlich. 🙂

Ich bin nach Sanlitun gefahren, das ist so das Shopping- und Ausgehviertel für Besserverdienende und solche, die es werden wollen. Alles ist groß und “shiney”, glänzende, verspiegelte Fassaden, schöne Menschen in noch schönerer Kleidung, schönere Autos als sonst irgendwo in der Stadt, teure westlich anmutende Läden, große Label wo man hinschaut – und ich sitze mit einer Freundin bei der Maniküre und wir reden über – ähm – naja, über was Frauen halt so reden :-D.
Das mit der Maniküre musste mal sein. (Hier ist sowas übrigens erschwinglich, ich habe jetzt also nicht das Hostel-Budget der nächsten drei Wochen verbraten. Das Ganze kostet ein Zehntel eines guten Hotelzimmers.)

Komische Welt. Ein paar Stunden zuvor bin ich mit meinem Wäschesack im Arm über die staubige, kleine Straße zwischen Fahrrädern, Autos, Kindern und Lastmoppeds zu meiner anderen Unterkunft gelaufen, habe viele Reiskocher gesehen und in einige Hinterhofküchen geschaut, und dann sitze ich wenig später in einem Liegesessel, und lasse mir für Geld Füße und Hände schön machen. Ich finde das ziemlich merkwürdig und muss diesen Gegensatz erstmal verdauen.

Sind das zwei entgegengesetzte Welten? Oder ist das eine nur die Fassade der anderen Welt, die das Eigentliche darstellt? Oder ist die Fassade das “Eigentliche”? Gehören die Welten zusammen?
Welches der Beiden ist echt? Und was ist das überhaupt, “echt”?

Eins ist sicher: Heute gehe ich nochmal nachschauen.

(gute?) Kinderstube II

Problem – ähh – Herausforderung:
Ich habe Schnupfen. Asiaten schneuzen sich nicht. Ich muss mir eine neue Technik einfallen lassen 😉
Zum Glück bin ich blond genug. (Siehe auch, “Schnitzer” im vorherigen Beitrag ^^)

Beijing erobern & gute Kinderstube

Zunächst mal trinke ich dem Hotel den Cappuchino-Vorrat weg. (@Markus, good tablecloth-taste correlation! ^^) Ich sitze im Hotel, Frühstück erledigt, mit Blick auf alte Dächer und über die wunderschöne Terasse des Hotels, und mache mir einen Plan(!), was ich mir alles ansehen will.
Wirklich raus will ich gerade nicht (wahrscheinlich mache ich deswegen auch einen PLAN und keine Aktion), aber dazu später mehr. Nur eines dazu: Mich wundert, daß denen die Vögel nicht von den Bäumen kippen…

Gestern war ich – ganz spektakulär – über die Straße, Dumplings essen.
Über die Straße, das sind exakt 5 Schritte. In’s Hotel kommt man über eine sehr schmale Gasse, die ich von alleine wahrscheinlich nicht betreten würde, aber das Hotel ist eine echte Perle!
Die Straße, von der ich rede, ist eine dieser schmalen Straßen, wo genau ein Auto neben 2 Moppeds, 3 Fahrrädern und 2 Fußgängern durchpasst. Strenggenommen nur eins der dreien, aber irgendwie schaffen die Chinesen es, daß alle vorgenannten dieselbe Stelle gleichzeitig passieren. Wie ein kleines Wunder, und trotz der Hupen irgendwie “friedlich”. Ich habe Glück, dieses Spektakel durch das Fenster von Mr. Shi, dem Dumplingmann betrachten kann.
Ich schätze, es hilft ungemein, daß sie hier unglaublich penetrante Hupen haben. Und sehr kreativ. Und die Hupen bedienen eine Frequenz, die selbst für taube Menschen unglaublich laut sein muss. Okay, bis auf die Hupen ist es recht friedlich 😉

Man glaubt auch nicht, daß man sich in einer so riesigen Metropole befindet. Es reihen sich sehr kleine Läden, Bars, Friseursalons aneinander, so daß man den Eindruck bekommt, in einem kleinen Dorf auf der Hauptstraße zu sein. Es ist wirklich lauschig und nett hier.

In China ist es prinzipiell höflich, ein wenig Essen übrig zu lassen, um einem Gastgeber nicht das Gefühl zu geben, es wäre zu wenig gewesen. Leider sind die Dumplings (mit Huhn und Koriander – mmmh!) sowas von lecker, daß ich deren gute Kinderstube vergesse und alles wegputze. Ist ja auch ein Laden, wo viele “Westler” hinkommen – passt ja 😀
Der frisch gepresste Wassermelonensaft lässt sich auch ziemlich gut trinken.

Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob das mit dem Essen übrig lassen nicht eher für Privateinladungen gilt. Jaja, so ist das mit den fremden Kulturen. Man merkt schnell, daß man gar nichts weiß.
Ich hoffe, daß man mir den ein- oder anderen Schnitzer verzeihen wird.

Echtzeitblog

Da sitze ich nun im Taxi und brause durch Beijing.
Online.
Und kann einen Blogeintrag schreiben. Sowas hätt’s früher nicht gegeben

Eure Filia Leonis live aus Beijing
😀

Geld regiert die Welt

…aber bitteschön jeder auf seine Art.

Puh. Schon wieder neues Geld. Bevor ich in Beijing aus der Bahn steige, habe ich mir paarundsechtzig Yuan organisiert (Chinesische Währung). Ich Teufelchen habe mit einem 20 Euroschein im chinesischen Speisewagen bezahlt. Gleichzeitig habe ich versucht, meine Bestellung auf chinesich aufzugeben. 😀
Der Schienbein-Engländer und ich haben beide vor 6 Monaten angefangen, chinesisch zu lernen und quälen seit Stunden unsere Mitreisenden mit unseren Versuchen, die wichtigsten Sätze hervorzukramen. Er mit englischem Akzent, ich mit deutschem (also, natürlich völlig akzentfrei ;-)). Jetzt quälen wir halt die Bedienung. Die Arme aber sehr freundliche Bedienung war nachher ziemlich fertig. Aber: wir hatten lecker Essen und ich ein paar Yuan. Hehe.

Ich bin echt froh, daß ich diese 10.000er und 5.000er Scheine aus der Mongolei los bin. Da hast du plötzlich Millionen auf dem Konto – kannst aber nix damit kaufen. Der Blick für das Geld geht da völlig verloren (kleine Erinnerung: Wir haben wegen ca. 20 Euro die Polizei rufen lassen).
Also. Ich muss nicht sofort zum Geldautomaten. Sehr schön.
Ich kann mir also in Ruhe selbigen suchen, Geld abheben, zum Ticketschalter Nummer 16 gehen (das kann man in jedem Lonely Planet Buch nachlesen) und meine Fahrkarte für kommenden Samstag zu den Terrakotta-Jungs kaufen (Xi’an). Auf dem Weg dorthin renne ich einen Chinesen über den Haufen, der ein Schild trägt, auf dem ungefähr “filialeonis” steht. (Natürlich mein richtiger Name, sie haben aber Vor- zweiten Vor- und den Nachnamen alles in einem geschrieben – sah lustig aus ^^). Mein Abholer ist also schon da.
Ich sage meinen vorbereiteten Spruch auf, daß ich noch eine Fahrkarte kaufen muss, er antwortet fließend chinesisch (logisch) und ich glotze ihn mit diesem Langnasen-nix-verstehen-Blick an.
Das ist das Blöde als Anfänger. Man versteht die Antworten nicht.
Es scheint aber zu klappen, er rennt (furchtbar schnell für eine Touristin mit Rucksack auf dem Rücken) durch die Menge vor dem Pekinger Bahnhof zum “Ticket office” und wir stehen am Schalter 30 an (die, die kein Englisch sprechen). Da ich die ganze Zeit meine “Chinesisch-App” im Smartphone um die richtigen Worte bemühe, vergesse ich völlig, daß ich nur paarundsechzig Yuan einstecken habe und wir bestellen schnell meine Fahrkarte. Ich hoffe, daß ich jetzt einen Liegeplatz gekauft habe. Ich habe einfach auf das teuerste, verfügbare im Display gedeutet. Achso: Mit Karte zahlen geht natürlich nicht.
Und jetzt passiert was für mich außergewöhnliches. Der Fahrer schaut mich an, zückt sein Portemonaie und bezahlt für mich die Fahrkarte! 😮
Der kennt mich doch kaum! Wow.
Danach rennen wir zur Bank, wo ich schnell Geld hole und ihm die Scheine sofort zurückgebe. Nicht schlecht! Danach bin ich allerdings völlig verschwitzt. Die ganze Aktion hat 20 Minuten gedauert. Ich hatte 2h eingeplant. Ab jetzt wird also gerannt.

Und: Beijing begrüßt mich mit Sonne und 22°C. Der Himmel ist hinter dem Smog recht blau.
Guter Anfang.

Transsib, dritter Akt.

Ich sitze auf dem oberen Bett im Zug von Ulaanbaatar (Mongolei) nach Beijing (China), draussen zieht endlose Mongolische Steppenlandschaft vorbei und ich habe das erste Mal auf der Reise meine Kopfhörer auf. Komisch, mir fällt auf, daß ich meinen MP3-Player kein einziges Mal habe aufladen müssen. Auch das eine Buch, das ich in Rom (!) gekauft hatte, ist nur zur Hälfte gelesen.
Der Zug, der dritte in Folge, ist wieder ganz anders als die vorherigen beiden. Hatte der vorherige Zug in die Mongolei einen etwas “abgeranzten” Charakter, so ist dieser hier hübsch, freundlich und sehr sehr sauber. Ich stopfe meinen riesigen Rucksack in das vorhandene Gepäckfach.
Ups. Ich habe gerade den gesamten Stauraum verbraten. Die netten Jungs aus UK müssen also ihre Rucksäcke irgendwie anders unterbringen. Witzig, ich bin mit denselben Jungs im Abteil, mit denen ich schon nach Ulaanbaatar gefahren bin.
(Wehe, der schnarcht wieder. Mittlerweile kennen wir uns ja schon etwas besser und die Gefahr, eine vor’s  Schienbein zu bekommen, ist damit ja logischerweise um ein Vielfaches gestiegen ;-))

In einiger Zeit werden wir die Mongolisch-Chinesische Grenze passieren.
Wir füllen diesmal vier(!) Zettel aus. Zwei für die Mongolen, zwei für die Chinesen. Ich frage mich, wo das ganze Papier abgelegt wird. Gibt es da Lagerhallen, wo all der Kram verstaut wird? Wird das irgendwo eingegeben und ausgewertet? Wird alles an Herrn Zuckerberg verkauft? Schmeissen die die Zettel nachher wieder weg?
Egal. (oder: “wurscht” :-D) Ich fülle gewissenhaft alles aus.
Gar nicht so einfach, wenn man vorher ein großes Bier getrunken hat.

Außerdem bin ich untröstlich. Meine selbst gehäkelte Mütze ist weg 🙁
Ich habe sie während meiner Reise für Sibirien fertiggemacht, und heute morgen war sie nicht mehr da. Sie hat mich immer so gut gewärmt, und hat dabei noch gut ausgesehen.
Eine Mitreisende aus Chile, die in England studiert versucht mich, mit esoterisch angehauchten Gelaber zu trösten: “Anscheinend brauchst Du sie jetzt nicht mehr, also musst Du auch den Ballast nicht mehr mittragen”. Ich will aber genervt sein. Immerhin war die Mütze echt schön. Esoterik gibt’s morgen wieder.
Aber sie hat Recht. Morgen um diese Zeit werde ich im 20°C warmen Peking stehen.
Nein, meine Mütze brauch’ ich da nicht mehr.
Trotzdem. Aus Pietät bleibe ich jetzt erstmal genervt. Mindestens 2 Minuten!