Achja, das Wetter

Für meine lieben Eltern:
(alle anderen dürfen es natürlich auch lesen)

Ich habe mich bei meinen Wetterbeobachtungen ja bisher auf die Aussagen “Kalt”, “Saukalt” und “knallblauer Himmel” beschränkt.
In Zahlen kann ich das gar nicht so genau sagen, auf der Olchon Insel hatte es nachts wohl so um die -10°, tagsüber so 2°. Der “sau-saukalte” Wind hat es auf der Insel allerdings so manches Mal in sich gehabt. Da war ich froh um die warme Mütze und die windfeste Jacke mit Kapuze. Meist war es in Russland bisher wunderbar sonnig und wirklich knallblauer Himmel.

Hm. Nicht viel Neues, oder? 🙂

Ich kann nur sagen, gefroren habe ich bisher in Italien mehr als in Sibirien.

Alles Liebe,
Eure Reisende.

Olchon, im Baikalsee

Wer nach Russland oder Sibirien fährt, hat vielleicht die Idee, zu später Stunde mit Einheimischen Vodka zu trinken und gemeinsam russische (und ähnliche) Lieder zu singen. Wenn man so richtig Glück hat, passiert das auch. Auch ganz ohne Vodka. Es sind zwei Damen in Originaltracht für diesen Abend bestellt, was aber nicht groß publik gemacht wird (außer im Internet, und ich erwähnte ja bereits, HIER gibt es kein Internet), also sitzen wir in unseren Backpacker- und Wanderklamotten beisammen als die Damen nach dem Abendessen auftauchen. Und ab da wird gesungen. Franzosen, Spanier, Schweizer, Russen und Italiener sitzen beisammen und singen, was das Zeug hält. Und keinem ist wichtig, wie man dabei aussieht. Dima hockt mit seiner schwarz-roten Lederjacke auf einem Hocker und klimpert gedankenverloren und sehr leise auf der Gitarre eine Melodie, zu der er dann noch singt. Nick spielt und singt irgendwann mit dem Akkordeon Lieder in sämtlichen Sprachen, die ihm einfallen. Und all das ist schlicht. Und einfach. Und schlicht und einfach schön.

Warm wird es mit einem Holzofen und den Jacken, die man halt noch anhat, weil es nicht sehr warm ist im Raum. Es wird Tee getrunken und gelacht. Vor 20 Jahren hat man auf dieser Insel überhaupt erst Strom gelegt. Manchen älteren merkt man das auch heute noch an.
Hier wird das Licht ausgemacht, wenn man es nicht braucht. Und Wasser wird auch nur soviel verwendet, wie notwendig ist. Aufgegessen wird auch. Das macht aber nichts, denn das Essen ist sehr lecker.
In der Tischtennishalle spielen die Familien aus dem Ort gegeneinander Tischtennis. In Jeans, in Arbeitsklamotten, mit abgewetzten oder eigenen, kostbar gehüteten neuen Schlägern, in ausgeleierten T-Shirts, und keinem ist dabei wichtig, daß die neueste Funktions-Sport-Mode getragen wird.
Ich weiß nicht, ob man das nun “die russische Seele” nennt.  Aber es hat verdammt viel damit zu tun, daß die Menschen hier die Dinge, die sie tun, zu lieben scheinen. Und daß sie die Dinge weder tun, weil sie irgendwie “in” oder “modern” sind, sondern aus und mit echter Leidenschaft und Hingabe.

Für diese kleine Lektion in Einfachheit bin ich heute unendlich dankbar.
Nein, es ist nicht “russische Seele”. Es ist “Seele”.

Bus fahren

Ich bin hier übrigens viel mit sogenannten “Minibussen” unterwegs. Ein Minibus, das ist ein kleiner Bus, so der Name, in dem aber genau so viele Leute mitfahren können, wie in einem großen Bus. Das schränkt zwar den Komfort etwas ein, ist aber lustig. Gut ist auch, daß man mit einem großen Rucksack auf dem Rücken so gut eingepasst ist, daß man nie umfallen kann.

Die Außenwelt ist – zumindest optisch – durch eine dünne Blechwand mit Scheiben drin abgeschirmt, und die Neigetechnik dieser Fahrzeuge in Kurven lässt den “Pendolino ICE” sicherlich vor Neid erblassen.
Da die Russen kein englisch sprechen, gibt es zwei Möglichkeiten zu zahlen. Dem Fahrer das Geld abgezählt mit Nennung der gewünschten Station in die Hand drücken, oder aber den Namen der Station mit einem hilfesuchenden Blick koppeln, der in etwa sagen sollte: “Do you speak english and may you please help me with paying the correct amount?”
In letzterem Fall kann es passieren, daß die Diskussion länger ist als die Fahrt. Und das sparen sie sich dann halt anscheinend. Und so bin ich gestern umsonst Minibus gefahren. (Das abgezählte Geld in der Hosentasche).

Überhaupt passieren merkwürdige Dinge, wenn ich frage “Sorry, do you speak english?” – Gestern haben zwei Damen hinter der Ladentheke spontan angefangen zu kichern und sich miteinander auf russisch kichernd zu unterhalten. Vielleicht hatte ich auch wieder die Narrenkappe auf… wer weiss ^^
Achso. Eine Antwort habe ich nicht bekommen. Aber das macht nichts. War eh ein Sonderwunsch. (Eine Karte zur Orientierungshilfe in Russland).

Ich fahre heute in’s Land, das ohne Internet auszukommen scheint. Habt eine schöne Zeit – und schaut mal wieder rein 🙂

Eure Filia Leonis

 

Über Abtauchen und Freiheit

Über Abtauchen und Freiheit

Die nächsten Tage werde ich wahrscheinlich erstmal abtauchen. Der nächste Stopp ist nach aktuellen Recherchen ohne Internet. Für den einen oder die andere hat sich ja bereits das Gefühl eingeschlichen, ich wäre irgendwo verschollen, oder es wäre was passiert. Ich bin nur nicht zuverlässig über die bekannten Kommunikationskanäle erreichbar, trotzdem ist alles in bester Ordnung. 🙂

Vielleicht brauche ich auch ab und zu mal das Gefühl, abgetaucht und nicht erreichbar zu sein, das hat etwas von Freiheit und der eigentlichen Mission dieser Reise.
Auch als Internet-Junkie hab selbst ich nicht immer Internet. Und manchmal, ganz manchmal, will ich es auch gar nicht. Aber ich will auch niemandem Sorge bereiten…
Also werde ich mich bemühen, immer mal zu “bloggen” – aber ich verspreche nichts. Außer mir selbst ein wenig mehr Freiheit ^^

Ich wünsche Euch wunderbare und Frohe Ostern mit Euren Lieben,
die liebsten Grüße aus Knallblau-Himmel-Sibirien

F.L.

Bei meiner Backpacker-Ehre…

ich schwöre, ich hab lange genug nach dem Hostel gesucht.
(gibt es sowas, backpacker-ehre?)

Aber die Gegend war so dubios, abgebrannte Häuser, irgendwelche Gebäude, die an Kasernengebäude aus 1960 erinnern, eine Gegend, bei der ich froh war, daß es früh morgens um sieben war, und alle Verbrecher schon wieder schlafen. Auch russische. Nachts hätte ich mir wahrscheinlich in die Hosen gemacht.

Die Beschreibung des Hostels lautet: “Gegenüber vom Haupteingang des 4***Business-Hotels sowieso… ist eine kleine Straße, daß ist die …blah..dingens-…Straße, dort die Nummer 6 (die Stelle, wo Haus Nummer 6 rein rechnerisch hätte sein müssen sah nicht nach einem Haus aus), …

Ich habe nun vom Haus gegenüber der kleinen Straße aus (8.Stock) ein Foto von dem Bereich gemacht, in dem das Hostel hätte sein sollen.
Und jetzt sitze ich beim Frühstück.

Meine Backpacker Ehre werde ich morgen auf Olchon wiederherstellen.
Diesmal werde ich das Hostel finden und nicht in der Lobby eines dieser standard-standard-business-Hotels schwach werden.

P.S. Pünktlich zum Zeitpunkt, wo ich meine russische Handynummer wirklich hätte brauchen können, nämlich um im Hostel anzurufen, war mein Guthaben auf der Prepaid Karte aufgebraucht. EINMAL mit Profis arbeiten…!
😀

Penner/Sandlertreff?

Solltet Ihr mal Fotos von russischen Bahnhöfen sehen, wo Ihr merkwürdig aussehende, ziemlich verpennte Aldiletten- und Jogginganzugträger seht – keine Sorge, das sind normale Transsib Reisende, die spontan Luft schnappen waren.

Ist schliesslich kein Catwalk hier ^^
Aus gegebenem Anlass bin ich froh, dass Fotos hochladen nicht geht 😀

Fotos…

Huch. Hier steht gar nix drin.
Hier sollte stehen, dass Fotos hochladen nicht geht.

(Mist, die Mitreisenden haben den Fernseher entdeckt…grml) 🙁

Meine erste Pirogge

Versuch Nummer drei eines vernünftigen Blogbeitrages MIT Inhalt.

Mittlerweile bin ich in Omsk angekommen. Die zweite Nacht im Luxusabteil war besser als die erste. Obwohl ich das Geschaukele von Zügen liebe, macht es doch so ein wenig “seekrank”.

Heute morgen konnte ich meine erste Pirogge ergattern. Und das war alles andere als einfach. Die Kombination aus gerade eben aufgewacht, keine Kontaktlinsen, kein Russisch und einem 1000 Rubel Schein (die Pirogge kostet 50) machte es zunächst unmöglich an eine der duftenden Dinger zu kommen.
Als ich endlich mit Kontaktlinsen und Deuten auf ein Teilchen meinte, das Thema abkürzen zu können, wurde ich noch beraten “Das ist aber die mit Sauerkraut – magst Du Sauerkraut?” (Dies ist eine Interpretation meinerseits, ich schließe das aus dem gesprochenen Text und dem Sauerkraut IN der Pirogge, die ich nachher gegessen habe), da ich aber die Beratung nicht verstanden hatte, hat sich das Ganze um weitere Minuten hingezogen.
Wenn sich meine liebreizende russische Mitreisende nicht erinnert hätte, daß ich gestern fast eine Stunde lang von Piroggen geschwafelt hatte, wäre die Dame mit dem Gebäck sicher direkt weitergezogen 🙂

Also. Ich habe Schlaf und zu Essen.

Draußen wechseln sich jetzt wieder Bäume und Schnee mit weiten, schneebedeckten Ebenen und Bäumen ab. Es sind übrigens fast ausschließlich Birken.
Für Birkenpollenphobiker ein Paradies… Zum Glück ist a) Winter und b) habe ich keine Birkenpollenallergie.
Ich soll mich übrigens, so der Rat der russischen Mitreisenden, nach der Banja (Sauna) mit Birkenzweigen auspeitschen.
DAS muss ich noch verifizieren.
Das glaube ich so unbesehen ja nicht ^^

Schönen Karfreitag Euch,

F.L.

Technik, die begeistert.

Ich wollte nur kurz vermelden, daß mir eben der zweite Blogbeitrag zum zweiten Mal im Nirvana verschwunden ist.

Es könnte sein, daß ich das Bloggen bald Leuten überlasse, die das schon öfter gemacht haben. *frust*

F.L.

mittendrin…

…statt am Anfang.
Am Tag 28 meiner Winterreise sitze ich in der Transsibirischen Eisenbahn und versuche per Smartphone wenigstens einen kurzen Beitrag zu schreiben.
Bis hierher hat alles geklappt.
Naja…fast alles.
Eine kleine Planänderung war notwendig, über die ich noch berichten werde.

Draussen ziehen wie prognostiziert Bäume, Bäume und Schnee vorbei. Ach ja: Schnee und Bäume runden das Bild ab.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag!

Eure Filia Leonis