Statistik – echt blöde Reisepannen

…jede Reise braucht doch einen Punkt, wo’s “brenzlig” wird, oder?
Sonst war man ja gar nicht wirklich unterwegs.
Ich hab eine Weile überlegt, ob ich das wirklich schreiben soll, immerhin lesen meine Eltern mit, und ich hab ja gesagt, ich will nicht, daß sich irgendwer Sorgen macht… Aber alles ist gut ausgegangen, und laut der Statistik habe ich diesen Punkt ja nun erledigt, und ab jetzt klappt wieder alles 🙂

Ich hatte also Ärger mit der mongolischen Polizei.

Ups. Wie hat sie das nun gemacht, werdet Ihr Euch vielleicht denken.
Das war eigentlich ganz einfach:
Ein Mitreisender hat über eine Plattform (“couchsurfing”, das ist ein seriöses Netzwerk von Menschen überall auf der Welt, für die Reisen noch ein romantisches Abenteuer auf Vertrauensbasis ist) Kontakt zu ein paar Mongolen hergestellt, die einen Tag mit uns verbringen wollen. Ein Auto wäre da, wir müssten halt Benzin bezahlen, ob wir uns treffen wollen.
Klar, wollen wir. Also gehen wir zu zweit zum Treffpunkt und sind einen Nachmittag lang mit zwei recht netten Mädels unterwegs, die aber leider kein englisch sprechen. Macht nix. Wir wollen ja Kultur lernen. Wir schauen uns die Statue von Dschingis Khan an, das ist etwas außerhalb, und natürlich bezahlen wir den Eintritt für die beiden Mädels, und auch das Abendessen.
Als wir nach den Spritkosten fragen, wollen sie insgesamt 86.000 Tugrik von uns. Sprit kostet pro Liter 1.800 Tugrik. Wir erlauben uns die Frage, warum wir ca. 33 Liter Benzin verbraucht haben (Rest war Essen, das sie ausgelegt hatten).
Daraufhin steigt der “Preis” auf 100.000 Tugrik (ca. 55 Euro).
Wir fragen uns allmählich, was das Ganze soll und nehmen die Mädels mit in unser Hostel, um dort um Übersetzungshilfe zu bitten, weil wir die Rechnung nicht verstehen und erfahren, daß es sich um 50.000 Tugrik “Service Fee” (Servicegebühr!) handelt. Also eigentlich 109.000 Tugrik.
Wir fragen die Damen, wann wir wo irgendeinen Service bestellt hätten und kriegen tatsächlich Ärger mit den Mädels. Wir haben nämlich auch gar kein Bargeld mehr und der Geldautomat ist nicht mehr erreichbar (Shop geschlossen). Außerdem fühlen wir uns grad echt abgezockt und ärgern uns.
“Dann rufen wir eben die Polizei” sagen die Mädels.
Und da wir uns irgendwie abgezockt fühlen, machen wir was? Richtig!
Wir sagen: “Mach doch!” und denken “macht Ihr doch eh’ nicht”.

Sie machen.
Wenig später ist mein Pass in den Händen eines mogolischen Polizisten, der null Anstalten macht, ihn mir zurückzugeben. Stattdessen wird von irgendwelchen “Verfahren” gefaselt. Irgendwie ein schales Gefühl in der Magengegend.

Wir entscheiden uns um und organisieren relativ zügig die “fehlenden” 50.000 Tugrik und ich bekomme meinen Pass zurück. Den Blick des Polizisten werd’ ich so schnell nicht vergessen.
Der Wein vom französischen Hostelmitbewohner war dann bald alle.

Was für ein Tag!

P.S. Ja, sie haben uns abgezockt, wir haben uns das ganze “Verfahren” nochmal angesehen und sind es mit unserer Hostel-Wirtin durchgegangen. Pech gehabt. Und Glück gleichzeitig. Es ging eigentlich gar nicht mehr um das Geld, sondern um die Tatsache, daß wir uns verarscht gefühlt haben.
Wir buchen es unter “Lehrgeld” ab.

nun zu den russischen Grenzkontrollen…

In unseren Phantasien haben russische Grenzkontrollen eventuell entfernt etwas mit der Tonlage zu tun, in der ich an der österreichischen Grenze empfangen wurde – nein, ganz anders…!
Eine absolut liebe Person mit weicher Stimme und freundlichem Gesicht bittet uns, ihr mitzuteilen, ob wir etwas zu verzollen hätten. Haben wir nicht. Also geht sie weiter.
Wir, d.h. meine wiedermal englischen “cabin-mates” gucken uns verwundert mit einem “that was it!?” an und warten auf den Kollegen, der unsere Pässe sehen will. Die sind ja lieb, denken wir uns.
Dann kommt der nächste. Der Tonfall eine Spur etwas “amtlicher”. Er nimmt unsere Pässe mit. Keine Sorge, das ist normal. Wir wissen, in einer halben Stunde bekommen wir sie wieder. Dann dürfen wir aus dem Zug und z.B. die Toilette besuchen. Das ist auch so langsam notwendig. Die chinesischen Zugbegleiter haben die Toiletten nämlich vor zwei Stunden zugesperrt. Auch das ist vor der Einfahrt in den Bahnhof (30 minuten vorher) obligatorisch.
Blöd nur, daß ich kurz vorher noch im russischen Speisewagen ein opulentes Mahl zu mir genommen habe. Hm. Naja, wird schon werden.
Ich schaue sehnsüchtig auf den Bahnsteig, wo verführerisch das Schild mit den beiden Männchen prangt.
Aber so ganz ohne Pass und ohne meine Fahrkarten (die gibt man auch ab, wenn man einsteigt)…
Es gibt einen Punkt, da greifen die Grundbedürfnisse des Menschen. Egal , wie die Umstände sein mögen.

Ich ziehe meine Jacke an und gehe raus. Vorher stecke ich noch mein Geld und meinen Personalausweis ein, den habe ich ja noch.
Alles ist gut und ich komme erleichtert zurück.
Das beeindruckt meine englischen Mitreisenden und sie wollen dasselbe tun. Allerdings werden sie nicht mehr rausgelassen. Weil: Es sind ja gerade die Grenzkontrollen.
Mann, was hatte ich ein Glück.

Mittlerweile war der 5. russische Grenzbeamte bei uns, der Ton hat sich pro Beamten deutlich verschärft und am Ende schmeisst uns noch eine drahtige, kleine Frau aus dem Abteil, um alles gründlich zu durchsuchen. Nachdem sie bei uns weder blinde Passagiere noch sonstwas findet, dürfen wir wieder in’s Abteil.
Mann. Mann. Mann.

An der mongolischen Grenze bekommen wir ein ähnliches Programm geboten. Allerdings in umgekehrter Reihenfolge und die Uniformen sind sehr viel akkurater und auch ein bißchen hübscher (nicht nur die Uniformen ^^).

Nach 5 Stunden Gesamt-Kontrollzeit bin ich a) froh, daß ich mich vorher noch auf die Toilette geschlichen habe und b) daß ich jetzt endlich schlafen kann.

Goodbye Russia, Hello Mongolia!

nachts im Abteil

Als ich in Irkutsk wieder in die Bahn einsteige, lerne Ich meine schlafenden englischen Mitreisenden kennen. Der eine, links, hat schwarze Haare, der andere rechts, blonde, kurze. Beide schlafen tief und fest. Mir wird erklärt, daß aufgrund des nächtlichen Alkoholkonsums mit einer Unterhaltung nicht mehr zu rechnen ist.

Nachdem ich mein Bettzeug irgendwie hergerichtet habe (ich muss mir ja freiwillig immer das obere Bett (auch: “Artistenbett”) aussuchen, schlafe ich bald ein.
Und nach einer Stunde überlege ich, ob ich dem Mitreisenden Engländer eine vor’s Schienbein treten soll. Er schnarcht, daß mir dazu nichts mehr einfällt.

Allerdings entscheide ich mich gegen das gegen-das-Schienbein treten.
Immerhin kennen wir uns ja kaum.

Fleißarbeit

So, Ihr Lieben.
Ich war fleissig und habe die Zeit genutzt, die bereits fertigen Reiseberichte von Anfang meiner Reise endlich hochzuladen.
Ihr müsst auf “Archive”, dort auf “März” klicken, und dann immer nach unten scrollen und auf “weitere Beiträge anzeigen” klicken.

Viel Spaß!
Eure Filia Leonis

Achja, das Wetter

Für meine lieben Eltern:
(alle anderen dürfen es natürlich auch lesen)

Ich habe mich bei meinen Wetterbeobachtungen ja bisher auf die Aussagen “Kalt”, “Saukalt” und “knallblauer Himmel” beschränkt.
In Zahlen kann ich das gar nicht so genau sagen, auf der Olchon Insel hatte es nachts wohl so um die -10°, tagsüber so 2°. Der “sau-saukalte” Wind hat es auf der Insel allerdings so manches Mal in sich gehabt. Da war ich froh um die warme Mütze und die windfeste Jacke mit Kapuze. Meist war es in Russland bisher wunderbar sonnig und wirklich knallblauer Himmel.

Hm. Nicht viel Neues, oder? 🙂

Ich kann nur sagen, gefroren habe ich bisher in Italien mehr als in Sibirien.

Alles Liebe,
Eure Reisende.

Olchon, im Baikalsee

Wer nach Russland oder Sibirien fährt, hat vielleicht die Idee, zu später Stunde mit Einheimischen Vodka zu trinken und gemeinsam russische (und ähnliche) Lieder zu singen. Wenn man so richtig Glück hat, passiert das auch. Auch ganz ohne Vodka. Es sind zwei Damen in Originaltracht für diesen Abend bestellt, was aber nicht groß publik gemacht wird (außer im Internet, und ich erwähnte ja bereits, HIER gibt es kein Internet), also sitzen wir in unseren Backpacker- und Wanderklamotten beisammen als die Damen nach dem Abendessen auftauchen. Und ab da wird gesungen. Franzosen, Spanier, Schweizer, Russen und Italiener sitzen beisammen und singen, was das Zeug hält. Und keinem ist wichtig, wie man dabei aussieht. Dima hockt mit seiner schwarz-roten Lederjacke auf einem Hocker und klimpert gedankenverloren und sehr leise auf der Gitarre eine Melodie, zu der er dann noch singt. Nick spielt und singt irgendwann mit dem Akkordeon Lieder in sämtlichen Sprachen, die ihm einfallen. Und all das ist schlicht. Und einfach. Und schlicht und einfach schön.

Warm wird es mit einem Holzofen und den Jacken, die man halt noch anhat, weil es nicht sehr warm ist im Raum. Es wird Tee getrunken und gelacht. Vor 20 Jahren hat man auf dieser Insel überhaupt erst Strom gelegt. Manchen älteren merkt man das auch heute noch an.
Hier wird das Licht ausgemacht, wenn man es nicht braucht. Und Wasser wird auch nur soviel verwendet, wie notwendig ist. Aufgegessen wird auch. Das macht aber nichts, denn das Essen ist sehr lecker.
In der Tischtennishalle spielen die Familien aus dem Ort gegeneinander Tischtennis. In Jeans, in Arbeitsklamotten, mit abgewetzten oder eigenen, kostbar gehüteten neuen Schlägern, in ausgeleierten T-Shirts, und keinem ist dabei wichtig, daß die neueste Funktions-Sport-Mode getragen wird.
Ich weiß nicht, ob man das nun “die russische Seele” nennt.  Aber es hat verdammt viel damit zu tun, daß die Menschen hier die Dinge, die sie tun, zu lieben scheinen. Und daß sie die Dinge weder tun, weil sie irgendwie “in” oder “modern” sind, sondern aus und mit echter Leidenschaft und Hingabe.

Für diese kleine Lektion in Einfachheit bin ich heute unendlich dankbar.
Nein, es ist nicht “russische Seele”. Es ist “Seele”.

Bus fahren

Ich bin hier übrigens viel mit sogenannten “Minibussen” unterwegs. Ein Minibus, das ist ein kleiner Bus, so der Name, in dem aber genau so viele Leute mitfahren können, wie in einem großen Bus. Das schränkt zwar den Komfort etwas ein, ist aber lustig. Gut ist auch, daß man mit einem großen Rucksack auf dem Rücken so gut eingepasst ist, daß man nie umfallen kann.

Die Außenwelt ist – zumindest optisch – durch eine dünne Blechwand mit Scheiben drin abgeschirmt, und die Neigetechnik dieser Fahrzeuge in Kurven lässt den “Pendolino ICE” sicherlich vor Neid erblassen.
Da die Russen kein englisch sprechen, gibt es zwei Möglichkeiten zu zahlen. Dem Fahrer das Geld abgezählt mit Nennung der gewünschten Station in die Hand drücken, oder aber den Namen der Station mit einem hilfesuchenden Blick koppeln, der in etwa sagen sollte: “Do you speak english and may you please help me with paying the correct amount?”
In letzterem Fall kann es passieren, daß die Diskussion länger ist als die Fahrt. Und das sparen sie sich dann halt anscheinend. Und so bin ich gestern umsonst Minibus gefahren. (Das abgezählte Geld in der Hosentasche).

Überhaupt passieren merkwürdige Dinge, wenn ich frage “Sorry, do you speak english?” – Gestern haben zwei Damen hinter der Ladentheke spontan angefangen zu kichern und sich miteinander auf russisch kichernd zu unterhalten. Vielleicht hatte ich auch wieder die Narrenkappe auf… wer weiss ^^
Achso. Eine Antwort habe ich nicht bekommen. Aber das macht nichts. War eh ein Sonderwunsch. (Eine Karte zur Orientierungshilfe in Russland).

Ich fahre heute in’s Land, das ohne Internet auszukommen scheint. Habt eine schöne Zeit – und schaut mal wieder rein 🙂

Eure Filia Leonis

 

Über Abtauchen und Freiheit

Über Abtauchen und Freiheit

Die nächsten Tage werde ich wahrscheinlich erstmal abtauchen. Der nächste Stopp ist nach aktuellen Recherchen ohne Internet. Für den einen oder die andere hat sich ja bereits das Gefühl eingeschlichen, ich wäre irgendwo verschollen, oder es wäre was passiert. Ich bin nur nicht zuverlässig über die bekannten Kommunikationskanäle erreichbar, trotzdem ist alles in bester Ordnung. 🙂

Vielleicht brauche ich auch ab und zu mal das Gefühl, abgetaucht und nicht erreichbar zu sein, das hat etwas von Freiheit und der eigentlichen Mission dieser Reise.
Auch als Internet-Junkie hab selbst ich nicht immer Internet. Und manchmal, ganz manchmal, will ich es auch gar nicht. Aber ich will auch niemandem Sorge bereiten…
Also werde ich mich bemühen, immer mal zu “bloggen” – aber ich verspreche nichts. Außer mir selbst ein wenig mehr Freiheit ^^

Ich wünsche Euch wunderbare und Frohe Ostern mit Euren Lieben,
die liebsten Grüße aus Knallblau-Himmel-Sibirien

F.L.

Bei meiner Backpacker-Ehre…

ich schwöre, ich hab lange genug nach dem Hostel gesucht.
(gibt es sowas, backpacker-ehre?)

Aber die Gegend war so dubios, abgebrannte Häuser, irgendwelche Gebäude, die an Kasernengebäude aus 1960 erinnern, eine Gegend, bei der ich froh war, daß es früh morgens um sieben war, und alle Verbrecher schon wieder schlafen. Auch russische. Nachts hätte ich mir wahrscheinlich in die Hosen gemacht.

Die Beschreibung des Hostels lautet: “Gegenüber vom Haupteingang des 4***Business-Hotels sowieso… ist eine kleine Straße, daß ist die …blah..dingens-…Straße, dort die Nummer 6 (die Stelle, wo Haus Nummer 6 rein rechnerisch hätte sein müssen sah nicht nach einem Haus aus), …

Ich habe nun vom Haus gegenüber der kleinen Straße aus (8.Stock) ein Foto von dem Bereich gemacht, in dem das Hostel hätte sein sollen.
Und jetzt sitze ich beim Frühstück.

Meine Backpacker Ehre werde ich morgen auf Olchon wiederherstellen.
Diesmal werde ich das Hostel finden und nicht in der Lobby eines dieser standard-standard-business-Hotels schwach werden.

P.S. Pünktlich zum Zeitpunkt, wo ich meine russische Handynummer wirklich hätte brauchen können, nämlich um im Hostel anzurufen, war mein Guthaben auf der Prepaid Karte aufgebraucht. EINMAL mit Profis arbeiten…!
😀