In unseren Phantasien haben russische Grenzkontrollen eventuell entfernt etwas mit der Tonlage zu tun, in der ich an der österreichischen Grenze empfangen wurde – nein, ganz anders…!
Eine absolut liebe Person mit weicher Stimme und freundlichem Gesicht bittet uns, ihr mitzuteilen, ob wir etwas zu verzollen hätten. Haben wir nicht. Also geht sie weiter.
Wir, d.h. meine wiedermal englischen “cabin-mates” gucken uns verwundert mit einem “that was it!?” an und warten auf den Kollegen, der unsere Pässe sehen will. Die sind ja lieb, denken wir uns.
Dann kommt der nächste. Der Tonfall eine Spur etwas “amtlicher”. Er nimmt unsere Pässe mit. Keine Sorge, das ist normal. Wir wissen, in einer halben Stunde bekommen wir sie wieder. Dann dürfen wir aus dem Zug und z.B. die Toilette besuchen. Das ist auch so langsam notwendig. Die chinesischen Zugbegleiter haben die Toiletten nämlich vor zwei Stunden zugesperrt. Auch das ist vor der Einfahrt in den Bahnhof (30 minuten vorher) obligatorisch.
Blöd nur, daß ich kurz vorher noch im russischen Speisewagen ein opulentes Mahl zu mir genommen habe. Hm. Naja, wird schon werden.
Ich schaue sehnsüchtig auf den Bahnsteig, wo verführerisch das Schild mit den beiden Männchen prangt.
Aber so ganz ohne Pass und ohne meine Fahrkarten (die gibt man auch ab, wenn man einsteigt)…
Es gibt einen Punkt, da greifen die Grundbedürfnisse des Menschen. Egal , wie die Umstände sein mögen.
Ich ziehe meine Jacke an und gehe raus. Vorher stecke ich noch mein Geld und meinen Personalausweis ein, den habe ich ja noch.
Alles ist gut und ich komme erleichtert zurück.
Das beeindruckt meine englischen Mitreisenden und sie wollen dasselbe tun. Allerdings werden sie nicht mehr rausgelassen. Weil: Es sind ja gerade die Grenzkontrollen.
Mann, was hatte ich ein Glück.
Mittlerweile war der 5. russische Grenzbeamte bei uns, der Ton hat sich pro Beamten deutlich verschärft und am Ende schmeisst uns noch eine drahtige, kleine Frau aus dem Abteil, um alles gründlich zu durchsuchen. Nachdem sie bei uns weder blinde Passagiere noch sonstwas findet, dürfen wir wieder in’s Abteil.
Mann. Mann. Mann.
An der mongolischen Grenze bekommen wir ein ähnliches Programm geboten. Allerdings in umgekehrter Reihenfolge und die Uniformen sind sehr viel akkurater und auch ein bißchen hübscher (nicht nur die Uniformen ^^).
Nach 5 Stunden Gesamt-Kontrollzeit bin ich a) froh, daß ich mich vorher noch auf die Toilette geschlichen habe und b) daß ich jetzt endlich schlafen kann.
Goodbye Russia, Hello Mongolia!