Brot und Oliven?

Ach, gerne!
Ich habe gerade im Hotelrestaurant ein echt authentisches brasilianisches Gericht bestellt (Ravioli mit Tomaten und Mozzarella) und werde gefragt “Brot und Oliven?”
– und ich sage “ja, warum eigentlich nicht”. Selbst-verständ-lich auf neuerworbenem brasilianisch. (“Ta!”)
So zur Überbrückung ist das doch nett. Ein paar schwarze Oliven und Brot.
Ich tippe noch zwei-drei Zeilen in meinem Laptop, und wende mich der ersten Olive zu. Ich werde aber unterbrochen: “Das Essen ist da”.
Äh. Ja. “Obrigada”

Ich hatte das mit den Oliven für eine nette Geste gehalten, weil das Essen wahrscheinlich länger dauert. Pustekuchen. Nach 4 Minuten ist das Essen fertig. (Hat das jemand nicht aufgegessen?)
Jetzt habe ich zusätzlich zum Hauptgericht die Oliven, 6 dicke Scheiben Weißbrot, diverse Brotaufstriche vor der Nase stehen.
Bzw. hinter meinem Teller mit dem Hauptgericht, zu dem die Oliven meinem gusto nach nicht passen. Hätte ich ein Gericht mit Oliven gewollt, hätte ich das so bestellt.
So wird die “Vorspeise” wahrscheinlich auf der Rechnung und im Müll landen. Mein europäischer Magen ist nämlich auf ein Uhr morgens eingestellt und nicht auf zwei Mega-Portionen.
Sehr schade.

Warum ich beim Italiener sitze? Weil das Restaurant zum Hotel gehört, und ich mich als bekennender Schisser nicht allein vor die Tür traue. Erst recht nicht in Sao Paulo, nicht im Dunkeln. Auch, wenn mir F;o) letztens “globale Überlebenskompetenz” zugeschrieben hat – ich überlebe wahrscheinlich aus purer Feigheit.
Die Einladung zur Demo gestern abend hab ich ja auch ausgeschlagen, obwohl ich sehr gerne mal diesen “Spirit” mitbekommen würde. Den friedlichen, “wir-bewegen-was-Spirit” meine ich damit. Nicht den “Molotov-Cocktail-Spirit”.

Dafür “genieße” ich den “mal-sehen-was-wir-hotelgästen-für-geld-alles-andrehen-Spirit” – und bin gespannt, ob er mir gleich noch die Dessertkarte zu den Oliven bringt.
Außerdem rennt der Kellner ständig um mich herum, während ich hier am Tippen bin. Ob er mich für einen Restaurantkritiker hält? Der Gedanke, ich sei Geschäftsreisende, und würde mich den Abend über im Hotelrestaurant herumdrücken, ist ja anscheinend ziemlich abwegig.
Wird Zeit, daß ich in’s Hotelzimmer verschwinde. Da gehören sie schließlich hin, diese Hotelgäste 😉
Gute Nacht, Brasilien.
Morgen ist ein neuer Tag.

Eure Filia Leonis